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Ein Schlitzohr und Überzeugungstäter

DFB-Vorstand Hermann Korfmacher mit Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet


Kreis Gütersloh (mdel). Wohin Hermann Korfmachers Weg noch führen könnte? Günter Kozlowski hat bereits eine Vorahnung. »Für die höchsten Ämter im Deutschen Fußball-Bund beginnt die Talentsichtung bekanntermaßen erst ab 60 Jahren«, schmunzelt der Chef des Kreissportbundes, »wir werden das also beobachten müssen.« Mag Korfmacher - er ist erst 61 - beim DFB noch einige Sprossen auf der Karriereleiter erklimmen, im Mittelpunkt standen gestern Abend im Gütersloher Kreishaus seine vergangenen Taten. Und das waren nicht wenige, wie spätestens nach den Worten von Landrat Sven-Georg Adenauer klar wurde. Aus dessen Händen erhielt der Vorzeige-Funktionär das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Es war eine prominente Runde, die sich eingefunden hatte, um Hermann Korfmachers Leistungen zu würdigen. Der Vorstand des FC Schalke 04 um Manager Rudi Assauer, Vizepräsident Jupp Schnusenberg und Geschäftsführer Peter Peters war ebenso präsent wie DFB-Vizepräsident Karl-Josef Tanas und Richard Winkels, der Präsident des Landessportbundes. DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger musste kurzfristig wegen der Affäre um den Schiedsrichter Robert Hoyzer absagen. Die Schalker Delegation war gekommen, weil Hermann Korfmacher der Leiter des Organisationskomitees für den WM-Standort Gelsenkirchen ist.
Sven-Georg Adenauer hob dessen Einsatz für das Ehrenamt, für den Sport sowie für behinderte und benachteiligte Menschen hervor. »Sie sind ein Überzeugungstäter. Wer das noch nicht wusste, der musste es vor fünf Jahren merken, als der FC Gütersloh in die Insolvenz schlitterte«, erklärte der Landrat. Als festgestanden habe, dass der FCG aufgelöst werden würde, habe er sofort alles daran gesetzt, um Wege zu finden, dass die mehr als 400 Kinder und Jugendlichen des Vereins auch weiterhin in ihren Strukturen Fußball spielen können. »Als Macher verkörpern sie jene zentrale Eigenschaften, die einer braucht, der hinter den Kulissen wichtige Fäden zieht.« Hermann Korfmacher bescheinige man Zuverlässigkeit, Verhandlungsgeschick, Kompetenz und Sachverstand. »Ich bescheinige Ihnen zusätzlich - im positiven Sinne - eine gewisse Schlitzohrigkeit«, meinte Adenauer mit Blick auf die Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM). Als deren Geschäftsführer fand Korfmacher oftmals einen (finanziellen) Ausweg, wenn ein Projekt in der Sackgasse zu stecken drohte. Das unterstrich auch die WfbM-Aufsichtsratsvorsitzende Erika Düfelsiek, die an die Anfänge im Jahr 1990 erinnerte. Damals sei die Werkstatt mit einem Standort, 379 behinderten Beschäftigten und einer Bilanzsumme von elf Millionen Mark gestartet. Heute zähle die WfbM 15 Standorte im Kreis Gütersloh, 570 Mitarbeiter sowie 1090 behinderte Beschäftigte. Die Bilanzsumme sei auf 38 Millionen Euro gestiegen. »Sie verweisen gern auf ihr Team, doch Sie sind der Kopf und der Motor«, lobte Düfelsiek. Und der Geehrte selbst? Er dankte seiner Frau Barbara (»Ihr Anteil ist unermesslich groß«) und seiner Familie. Er habe das Ehrenamt immer als Chance verstanden, Aufgaben mitzugestalten. »Deshalb möchte ich jungen Menschen Mut machen, sich im Ehrenamt eine Aufgabe zu suchen«, sagte Korfmacher.

Artikel vom 28.01.2005