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Siemens unter
neuer Führung

Klaus Kleinfeld beerbt von Pierer

München (ddp.vwd). Der scheidende Siemens-Chef Heinrich von Pierer verabschiedet sich von seinem Amt mit einem Gewinnsprung im ersten Quartal und der Aussicht auf ein höheres Umsatzwachstum im gesamten Geschäftsjahr.

Seinem Nachfolger Klaus Kleinfeld hinterlässt er aber auch die ungelösten Probleme mit der defizitären Handysparte. Der Manager gab gestern bei der Hauptversammlung in München nach zwölf Jahren seinen Posten als Vorstandsvorsitzender ab. Künftig soll Pierer als Chef des Aufsichtsrates agieren.
Siemens-Anteilseigner zogen eine positive Bilanz der Amtszeit. »Aus Sicht der Aktionäre würde ich ein sehr gut mit Stern im Abschlusszeugnis ausstellen«, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Das Unternehmen habe sich zu einem wettbewerbsfähigen und transparent agierenden Konzern entwickelt. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger lobte die positive Entwicklung des Aktienkurses.
Zur Zukunft der kränkelnden Handy-Sparte legte Pierer auf der Hauptversammlung noch keine konkreten Pläne vor. Von den vier Optionen Verkaufen, Sanieren, Kooperieren oder Schließen neigt Pierer offenbar eher zur Sanierung. Die Option der Schließung sei von allen Möglichkeiten die ungünstigste, sagte er. Siemens habe einen Fahrplan, der »zügig, aber nicht hastig abgearbeitet« werde. Bei allen Schritten wolle man der Verantwortung gegenüber den Kunden und den Mitarbeitern gerecht werden. Bei den Qualitätsmängeln der Combino-Straßenbahnen rechnet Pierer »in Kürze« mit einer Lösung.
Vor Beginn der Hauptversammlung hatte Siemens die Zahlen für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2004/2005 (bis Ende September) vorgelegt. Der Technologiekonzern steigerte ungeachtet eines leichten Umsatzrückgangs seinen Gewinn deutlich. Der Ausblick auf das Gesamtgeschäftjahr fiel aber eher zurückhaltend aus. Es gebe Chancen, das Konzernergebnis noch einmal zu verbessern, hieß es.
Das Ergebnis nach Steuern stieg von Oktober bis Dezember den Angaben zufolge auf gut 1,0 Milliarden Euro nach 726 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Im operativen Geschäft legte das Ergebnis der Bereiche von 1,36 Milliarden auf 1,43 Milliarden Euro zu, während der Umsatz leicht von 18,33 Milliarden auf 18,16 Milliarden Euro zurückging. Damit übertraf Siemens die Ergebniserwartungen von Beobachtern. Beim Umsatz hatten sie allerdings etwas mehr erwartet.
Der große bittere Tropfen im Becher der Freude war der Bereich Handy. Beim Absatz musste der Konzern im ersten Quartal trotz Branchenboom einen Rückgang von 15,2 Millionen auf 13,5 Millionen verkaufte Geräte hinnehmen. Damit machte die Sparte einen operativen Verlust von 143 Millionen Euro nach einem Gewinn von 64 Millionen Euro im Vorjahrsquartal. Der Umsatz sank um 21 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro.

Artikel vom 28.01.2005