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Möller schließt Gerberei

Seit 180 Jahren in Bielefeld -Ê150 verlieren ihre Jobs

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Nach 180 Jahren schließt die Bielefelder Möllergroup ihre Gerberei. Die Ledererzeugung sei an diesem Standort nicht mehr wettbewerbsfähig, hieß es gestern. Betroffen sind 150 Arbeitsplätze.

Die Mitarbeiter wurden gestern auf einer Betriebsversammlung informiert. Peter von Moeller sicherte als Hauptgesellschafter des 275 Jahre alten Familienunternehmens die Erstellung eines Sozialplans sowie die Einrichtung einer Beschäftigungsgesellschaft für die Zeit des Übergangs zu.
Nach der Gewinnung von Kupfer war die Gerberei das zweite Geschäftsfeld der am »Kupferhammer« im Bielefelder Stadtteil Quelle angesiedelten Möller-Gruppe. In eine erste Krise geriet der Produktionszweig Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als die Fertigung von Schuh- und anderen Ledererzeugnissen aus Deutschland in andere Länder verlagert wurde. Damals wurde der Geschäftsbereich auf Lohngerbung umgestellt. Endabnehmer waren danach vor allem Möbel- und Automobilindustrie. Heute wird Leder insbesondere aus China und der Türkei importiert, wo es viel preiswerter hergestellt werden kann.
Spezialisierte Betriebe haben es außerdem heute schwer, gegen Gerbereien, die die gesamte Produktionskette bis zum Endkunden abdecken. Hinzu kommen noch Auflagen der Umweltbehörden hinsichtlich der Abwasserentsorgung sowie die Umsetzung einer Auflage des Bundesimmissionsschutzgesetzes, die die Möllergroup allein eine Million Euro gekostet hätte.
Die Ledererzeugung trug zuletzt noch sieben Prozent zum Gesamtumsatz von 450 Millionen Euro der Unternehmensgruppe bei. Diese beschäftigt an weltweit 24 Standorten 3600 Mitarbeiter. Am Stammsitz in Bielefeld werden nach Schließung der Gerberei noch 900 Personen beschäftigt sein. Diese arbeiten in der Fertigung von Hochleistungs-Kunststoffteilen für die Automobilindustrie.
Erst im September 2004 hatte Möller auch hier den Abbau von 150 Stellen bekanntgegeben. Nach der Umstrukturierung laufe dieser Geschäftsbereich jedoch sehr gut, hieß es gestern.
Trotz allem wird das Unternehmen des früheren Präsidenten der Industrie- und Handelskammer, Peter von Möller, sich nicht vollständig aus der Ledererzeugung zurückziehen. Seit der deutschen Wiedervereinigung verfügt die Firma mit dem Tochterunternehmen Nord Leder GmbH in Neustadt-Glewe in Mecklenburg-Vorpommern über ein zweites Standbein. Ohne die umweltbelastenden Arbeitsgänge der Vorstufe, die für die Produktion in Bielefeld typisch waren, sieht Möller gemeinsam mit neuen Partnern in Neustadt-Glewe langfristig durchaus Wachstumschancen. Die vorgegerbte Ware wird künftig statt aus Bielefeld aus den Niederlanden und der Slowakei bezogen.
Peter von Möller betonte, dass die Entscheidung zur Schließung den Gesellschaftern sehr schwer falle. Schließlich sei dieser Geschäftszweig sehr eng mit der Geschichte der Unternehmensgruppe verbunden.

Artikel vom 28.01.2005