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Der große Volltreffer

Oleg Velyky sichert deutschen Hauptrundeneinzug

Sousse (dpa). Seiner Acht-Tore-Gala gegen Norwegen will Oleg Velyky bei der Weltmeisterschaft in Tunesien weitere Großtaten folgen lassen.

Einen Tag nach dem 27:27 der deutschen Handballer gegen den Geheimfavoriten und der gemeisterten Qualifikation für die Hauptrunde richtete der Essener den Blick schon wieder auf die kommende Aufgabe. Zum Abschluss der Vorrunde wartet am Samstag (14 Uhr/ARD) in Sousse mit Serbien und Montenegro der unangenehmste Widersacher in der Vorrundengruppe D. »Das wird noch härter und schwerer. Für Serbien und Montenegro entscheidet sich, ob sie weiter kommen oder nicht. Die werden alles geben«, sagte der Rückraumspieler und verkündete: »Ich bin bereit, das ganze Spiel zu spielen.«
Gegen Norwegen stand der gebürtige Ukrainer erstmals im Trikot der deutschen Nationalmannschaft 60 Minuten auf dem Parkett. »Das war sein bisher bestes Spiel für uns. Durch seine Anwesenheit und den Druck, den er ausgeübt hat, hat er uns sehr geholfen. Wir brauchen ihn auch. Gerade jetzt nach dem Ausfall von Pascal Hens können wir nicht auf ihn verzichten«, lobte Bundestrainer Heiner Brand den 27-Jährigen. Velyky hatte wesentlichen Anteil daran, dass die im Schnitt 25 Jahre junge Mannschaft vorzeitig die Hauptrunde in Nabeul erreicht und damit selbst den skeptischen Bundestrainer überrascht: »Wenn mir das vorher einer gesagt hätte, hätte ich das nicht geglaubt.«
Für Velyky selbst war die Norwegen-Partie trotz der Intensität nichts Besonderes. »Das war für mich ein normales Spiel. Das hat mehr Spaß gemacht als gegen Katar. Und ich weiß, ich kann noch besser spielen. Ich werde von Partie zu Partie besser«, berichtete der Essener. Am Freitag fühlte er sich zwar »ein bisschen müde«. Doch das lag wohl nicht nur am Kraftverlust, sondern auch an seiner noch bis Juni angesetzten Spritzenkur gegen den im September 2003 erkannten Hautkrebs.
Bis zum Aufeinandertreffen mit dem für sein »nicht ganz sauberes Spiel« (Brand) berüchtigtes Team aus Serben und Montenegro ist Velyky aber wieder voll einsatzfähig. »Meine Rolle ist immer die gleiche: Leistung bringen«, verkündete der Mann, dessen Nachname ins deutsche übersetzt »der Große« bedeutet.
Mit Herz und Seele ist er Handballer, Deutscher aber noch nicht. »Sportlich fühle ich mich als Deutscher, aber privat noch nicht. Man kann nicht einfach alles so schnell vergessen und umstellen, was früher war«, sagte der EM-Torschützenkönig von 2000. Seit April 2004 ist Velyky im Besitz des deutschen Passes. Als er 2001 zum TuSEM Essen kam, bei dem er kürzlich seinen Vertrag bis 2008 verlängert hat, sprach er kaum ein Wort seiner neuen Heimatsprache »Nur Vater, Mutter und bis zehn zählen« war sein damaliges Repertoire.

Artikel vom 29.01.2005