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Winterschluss-Verkauf. Nicht nur in den Läden, auch im deutschen Fußball-Haus. Die Schnäppchen-Jäger dürfen hier noch bis zum 31. Januar zupacken. Danach geht nichts mehr. Dann müssen mit dem verpflichteten Kicker-Personal die Saison-Ziele erreicht werden.

Einkaufs-Meister

Nachbesserungen und der erneute Griff in die eigentlich schon leere Kasse: Alle Winter wieder. Borussia Mönchengladbach lieferte hier ein höchst zweifelhaftes »Einkaufs-Meisterstück« ab. Gleich im halben Dutzend wurden angebliche Verstärkungen geholt. Glück oder Klasse? Bei ihrem ersten Einsatz waren Jörg Böhme als Vorbereiter und Craig Moore als Vollstrecker für den so wichtigen 1:0-Heimsieg gegen Arminia Bielefeld verantwortlich.
Sofort ein Volltreffer. Aber das heißt nichts. Das muss ja nicht so weiter gehen. Kleiner Rückblick: Im Sommer 2004 holten die Borussen den Tschechen Marek Heinz nachträglich in ihren Kader. Sie lobten ihn, sie rollten ihm den roten Teppich aus. Das war ihr Mann. Das war ihr neuer Dirigent.
Heinz, der eine so sehenswerte EM hingelegt hatte, er sitzt in Gladbach inzwischen wieder da, wo er vorher schon in Hamburg und Bielefeld seinen Stammplatz hatte. Auf der Ersatzbank. Direkt am Rasenrand wird er am heutigen Samstag beobachten, wie das Borussen-Duell über die Bühne geht. Ein »Neuer«, vor Monaten als absolut erstklassig eingestuft, ist inzwischen nur noch dritte Wahl.

Schulden-Meister

Ebi Smolarek darf dagegen gleich nach dem Anpfiff mit auf Torjagd gehen. Eine winterliche Nachverpflichtung, die gleich beim ersten Auftritt die Erwartungen eiskalt erfüllte. Der Pole in Dortmunder Diensten: Er kam, sah und traf beim 2:1 in Wolfsburg schon nach zehn Minuten.
Wobei es schon ziemlich stark verwundert, dass sich die Schwarz-Gelben diesen Spieler überhaupt leisten konnten. Klar, Smolarek wurde von Feyenoord Rotterdam nur ausgeliehen. Eine millionenschwere Ablöse, einst für den BVB bei fast allen Transfers eine Selbstverständlichkeit, war ausnahmsweise mal nicht fällig.
Aber ganz umsonst kickt Smolarek in den nächsten Wochen bestimmt nicht. Die bis über das Stadion-Dach mit Verbindlichkeiten zugestopften Borussen durften also tatsächlich noch einen weiteren Profi auf die Gehaltsliste nehmen. Wirklich erstaunlich, was die Deutsche Fußball-Liga einem ausgewiesenen »Schulden-Meister« weiter durchgehen lässt.

Schluss-Verkauf

Ein paar Neue, bitte. Darauf verzichteten im Fußball-Winter 2004/2005 bisher nur zwei Bundesliga-Vereine. Aber der VfB Stuttgart und der VfL Wolfsburg, sie können ja bis zum kommenden Montag, 31. Januar, die letzte Transfer-Chance noch nutzen.
Oder besser nicht? Denn was mit hoch gehandelten Nach-Verpflichtungen passieren kann, mussten einige Konkurrenten erleben. Mohamed Zidan (Bremen), Mimoun Azaouagh (Schalke) und Michael Thurk (Mainz), sie durften bisher nicht an den Ball: verletzt oder erkrankt, Debüt verschoben.
Immerhin kam Piotr Trochowski zu seinem Einstand. Der talentierte Angreifer, beim FC Bayern 13 Mal eingesetzt, aber noch nie von Beginn an dabei, erlebte im HSV-Trikot den Anpfiff auf dem Rasen. Nach 15 Minuten war aber alles schon wieder vorbei. Ausgerechnet am alten Spielplatz. Verletzt, operiert. Acht Wochen Pause.
Klaus Lükewille

Artikel vom 29.01.2005