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Waren das noch Zeiten, waren das noch Namen. Bökelberg und Betzenberg, Glückauf-Kampfbahn und Alm, Volkspark- und Niedersachsen-Stadion. Ball-Bühnen, die sofort jeder kannte. Unverwechselbar. Die Zuordnung zur Stadt, zum Verein, für alle Fans eine Selbstverständlichkeit. Über lange Jahrzehnte gewachsene Traditionen und Identifikationen.

Verkaufte Rechte
Fußball von gestern. Zuerst verkaufte sich die Elite-Liga an das Fernsehen. Danach machten sie die Namen ihrer Kicker-Kult-Stätten zu Geld. Diese Entwicklung ist bedauerlich, finanziell wahrscheinlich notwendig - und längst nicht mehr aufzuhalten.
Der FC Schalke 04 steht jetzt auch auf der immer länger werdenden Liste der Klubs, die diesen Weg wählten. Vier Jahre siegten und verloren sie in einem neuen, modernen Stadion, das zum Markenzeichen wurde: »ArenaAufSchalke«. So nah dran an der eigenen Geschichte war kein anderer Konkurrent bei der »Taufe« seiner Spielstätte.
Aus. Vorbei. Das große Geld lockt. Und da sind auch die »Königsblauen« selbstverständlich nicht blauäugig. Sie lesen ja, was die Rivalen so »nebenbei« auf das Konto bringen, wenn sie die Namensrechte für die Stadien veräußern. Wer mit im großen Geschäft bleiben will, und diese Ambitionen hat Schalke ja, oder wer zu wenig Geld in der Kasse hat, dieses Problem wird Schalke seit einiger Zeit auch nachgesagt, der verkauft halt ein Stück seiner Geschichte.
Sichere Gelder
Ab 1. Juli heißt der Kasten eben Veltins-Arena. Was soll's? Wen stört's? Schalkes Manager Rudi Assauer und Finanzchef Josef Schnusenberg ganz sicher nicht. Sie bekommen demnächst Jahr für Jahr, gleich bis 2015, immer wieder Frischgeld auf das Konto.
Sichere Millionen, die in unsicheren Zeiten fest eingeplant werden dürfen. Lukrative Qualifikationen für internationale Wettbewerbe kann keine Elf garantieren. Da haben sich schon viele verrechnet und verhoben, nicht wahr Borussia Dortmund? Aber die Gelder, die die verkauften Namensrechte für ihre Stadien bringen, die kommen. Jahr für Jahr.
Wobei es natürlich so läuft wie im richtigen Leben. Die »Großen« machen die dicke Kohle, die »Kleinen« müssen mit mageren Überweisungen zufrieden sein. FC Bayern München, demnächst Hausherr in der Allianz-Arena, kassiert pro Saison sechs Millionen Euro. Zum Vergleich: DSC Arminia Bielefeld werden in der SchücoArena pro Spielzeit nur geschätzte 500 000 Euro gut geschrieben.
Solvente Partner
BayArena, AWD-Arena, AOL-Arena, Volkswagen-Arena und ab 1. Juli 2005 Veltins-Arena: Namen sind da nicht Schall und Rauch, sondern sie verbinden die Vereine mit zahlungsfähigen Partnern.
Am konsequentesten hat sich hier die Frankfurter Eintracht entschieden. In Mainhattan, der Stadt des großen Geldes, kam natürlich nur ein Kredit-Institut in Frage. Und wie heißt das altehrwürdige Waldstadion bald? Richtig. Commerzbank-Arena.
Da bleibt auf den Rängen nicht mehr viel Platz für Nostalgiker. Aber immerhin, ein paar Schauplätze gibt es doch noch, die tatsächlich heute weiter so heißen, wie sie einst benannt worden sind. Dortmund läuft gegen Bielefeld im Westfalenstadion auf. Und die Bremer Bühne ist das Weserstadion. Frage: Wie lange noch?
Klaus Lükewille

Artikel vom 16.04.2005