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Schlusszeiten gibt es nicht. Die 18 Liga-Läden sind ganzjährig geöffnet. Und immer wieder stehen neue »Angebote« im Schaufenster. Wer bietet mit? Wer steigt aus? Wer zahlt mehr? Kleinere Vereine konnten in diesem Geschäft noch nie konkurrieren. Sie müssen ihre Besten gehen lassen, wenn die ganz großen Klubs anklopfen.

Die Aufkäufer
Als jetzt immer mehr Arminen auf die Wunschlisten der Rivalen rutschten, hat sich der Bielefelder Trainer Uwe Rapolder beschwert. Sein Verein sei doch schließlich kein Selbstbedienungsladen. Aber sicher doch. So war es immer. Und so wird es immer bleiben. Die Marktgesetze der Ball-Branche sind da knallhart und unerbittlich. Die Reichen bereichern sich sportlich bei den Armen.
Der FC Bayern München spielt diese Rolle des großen Aufkäufers nun schon lange. Mit einer durchsichtigen Doppelstrategie: Sie verstärken ihre Mannschaft - und schwächen gleichzeitig lästige Konkurrenz. Das bekam in den neunziger Jahre besonders der aufmüpfige Süd-Nachbar Karlsruher SC zu spüren. Er hat sich nicht mehr davon erholt.
Oliver Kahn und Mehmet Scholl, Oliver Kreuzer und Michael Sternkopf, Michael Tarnat und Torsten Fink, sie alle wechselten damals aus dem Badischen ins Bayern-Land. Und wo steht der Karlsruher SC, einst stolzer und erfolgreicher Uefa-Cup-Teilnehmer heute? Auf einem Abstiegsplatz in der zweiten Liga.
Die Lieferanten
So tief ist der SV Werder Bremen nie gefallen, obwohl die Münchener 1995 bei den Norddeutschen doppelt »plünderten«. Sie holten mit Otto Rehhagel den Bank-Dirigenten. Dazu noch mit Andreas Herzog den Rasen-Regisseur. Bremen brauchte danach neun lange Jahre, erst im Mai 2004 waren sie wieder titelreif.
Absolut »meisterlich« kontern sie inzwischen mit Neuverpflichtungen, wenn ihnen immer wieder die besten Spieler weggekauft werden. Durchgangsstation Werder: Claudio Pizarro und Torsten Frings spielen heute für die Bayern. Vor allem der FC Schalke 04 wurde zum Bremer Großabnehmer. Zuerst lockten sie Oliver Reck. Danach Frank Rost. Dann Ailton und Mladen Krstajic. Und im Sommer kommt Fabian Ernst.
Mit norddeutscher Gelassenheit registrieren sie an der Weser diese eiskalten Wechselbäder. Warum lange jammern? So ist das eben. Wenn die Konkurrenz mit extremen Spitzengehältern lockt, dann sagt der Bremer Kaufmann nein, Danke - und pokert nicht mit.
Die Interessenten
Die Liga im März 2005: Nur zwei Großkonzerne sind übrig geblieben. Daneben gibt es ein paar Mittelstands-Betriebe und viele »Tante-Emma-Läden«. Die Branchen-Riesen, die Bayern und Schalke, gönnen sich etwas mehr. Selbst Firmen-Klubs wie Leverkusen oder Wolfsburg halten da nicht mit. Und die ruinösen Dortmunder sind ohnehin aus dem Rennen.
Sonst ständen die Borussen garantiert mit großen Scheinen in der Tür des Bielefelder »Selbstbedienungsladens«. Patrick Owomoyela ist ein sehr interessanter Spieler, Delron Buckley zeigt erstaunliche Torjäger-Qualitäten. Die »Zwei« sind natürlich auch den Bayern aufgefallen. Sie sollen bereits auf der Kandidaten-Liste notiert sein. Das wäre die typische Münchener Taktik: So irritiert man wichtige Stützen des Gegners vor dem Pokal-Halbfinale.
Klaus Lükewille

Artikel vom 12.03.2005