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Nein, in der Bundesliga müssen nicht nur die Trainer vorzeitig ihre Bank räumen. Ab und zu erwischt es tatsächlich auch mal einen der Herren »Schreibtischtäter«, die sich Direktor, Manager oder Geschäftsführer nennen. In der laufenden Saison traf es gleich zwei. Für den einen ist am 21. Mai alles vorbei. Und der andere musste schon gehen, als die ersten Bälle rollten.

Der Sündenbock
Der VfL Wolfsburg, das war sein Leben. Aber dann erlebte Peter Pander, wie schnell heute die Leistungen von gestern nicht mehr zählen. Der Manager, maßgeblich am Aufstieg 1997 beteiligt, wurde im August 2004 zum »Absteiger« erklärt. In der Pokal-Partie gegen die Amateure des 1. FC Köln war Marian Hristov nach einem Platzverweis noch nicht einsatzberechtigt. Aus dem 3:0 wurde ein 0:2.
Der Schuldige? Nicht der Trainer, nicht der Profi selbst, der es ja auch hätten wissen müssen, nein, der Manager wurde zum »Sündenbock« erklärt. Pander übernahm die Verantwortung - und wurde aus der VfL-Verantwortung entlassen. Sie suchten damals nur einen Grund, sie fahndeten bereits nach einem namhafteren Mann. Pander war einigen mächtigen VW-Männern zu bieder.
Aber wie Spiele laufen können: ohne Manager kickte sich der VfL im Herbst 2004 für Wochen nach ganz oben. Doch seit mit Thomas Strunz nun ein Europameister von 1996 auf dem Pander-Stuhl sitzt, geht es abwärts. Direkte Zusammenhänge werden in Wolfsburg selbstverständlich bestritten.
Der Finanztäter
In Dortmund sind die Schuldzuweisungen dagegen eindeutig und klar. Michael Meier ist am Finanz-Desaster der Borussen in hohem Maße beteiligt. Der Funktionär, der 1989 als Manager beim BVB anfing und sich inzwischen Geschäftsführer nennt, er hat alles gewusst, alles mitgemacht - und bis zuletzt alles bestritten.
Im Schatten von Gerd Niebaum war Meier ein stets loyaler Vollzugs-Beamter seines Herrn. Mit einem Unterschied: Während Niebaum immer mehr in Deckung ging, stellte sich Meier auch in schlechteren Tagen. Bei den Fans ist er trotzdem unten durch, bei den Dortmunder Spielern genießt er aber weiter hohes Ansehen.
Meiers Vertrag wird nicht verlängert. Doch der Saison-Abpfiff muss für ihn nicht das »Spiel-Ende« im deutschen Spitzen-Fußball gewesen sein. Denn trotz seiner Borussia-Vergangenheit, er hat vielleicht noch eine Zukunft in der Ball-Branche. Meiers Fachkenntnisse sind unbestritten.
Die Ober-Experten
Zu dieser ersten Liga der absoluten Experten rechnen sich natürlich auch die Manager der Meisterschafts-Kandidaten. Uli Hoeneß vom FC Bayern München und Rudi Assauer vom FC Schalke 04, sie kennen und können ihre Job. Und sie lassen das die Liga-Konkurrenten immer wieder spüren. Beide geben schon mal gern den allwissenden Ballwissenden.
Und was für ein doppelter Glücksfall! Obwohl Hoeneß und Assauer mehrfach laut über ihren Rücktritt nachdachten, sie räumen das Feld vorläufig nicht. Hoeneß wollte bei den Bayern seinen Stuhl eigentlich 2006 frei machen. Davon ist keine Rede mehr. Er meinte wahrscheinlich das Jahr 2016.
Und Assauer? Der sprach ebenfalls schon oft vom Abschied. Für weitere drei Jahre hat er aber erstmal wieder unterschrieben. Danach möchte er weiter »auf« Schalke bleiben. Als Präsident.
Klaus Lükewille

Artikel vom 09.04.2005