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Referees unter Beobachtung

Fußball-Bundesliga: Titel-Dreikampf wird am 19. Spieltag zum Randaspekt

Dortmund (dpa). Alle reden über Fußball, doch nur die wenigsten über das anstehende Bundesliga-Wochenende. Die Manipulations-Affäre um Robert Hoyzer hat den Titel-Dreikampf in den Hintergrund gedrängt.
Neues vom BVB: Christoph Metzelder (Foto) fällt aus, wie auch Spielmacher Tomas Rosicky.

Nicht die Profis aus München, Gelsenkirchen oder Stuttgart, sondern die Unparteiischen stehen am 19. Spieltag im Mittelpunkt. Der Diskussion über den Fall Hoyzer überdrüssig, sehnt der zum weltbesten Referee gewählte Markus Merk Normalität herbei: »Wir sind alle froh, wenn es heißt: Anpfiff.«
Zwei an der Aufdeckung des Skandals beteiligte Unparteiische wurden bei einem generellen »Ringtausch« -Ê in Bielefeld pfeift statt des ursprünglich angesetzten Wolfgang Stark nun Felix Brych -Ê vorsorglich ausgetauscht: Auf Empfehlung von Liga-Präsident Werner Hackmann und in Absprache mit dem DFB-Präsidenten Theo Zwanziger strich Schiedsrichter-Chef Volker Roth Lutz Michael Fröhlich und Manuel Gräfe von der Einsatzliste. »Beide gehören zu den Zeugen, die den DFB-Schiedsrichterausschuss von den Manipulations-Vorwürfen gegen Hoyzer informiert haben. Die Fürsorgepflicht des DFB gebietet es, sie an diesem Wochenende aus Sicherheitsgründen pausieren zu lassen«, heißt es in einem DFB-Schreiben. Fröhlich sollte die Partie Kaiserslautern - Schalke, Gräfe das Spiel Dortmund - Mönchengladbach leiten.
Schon vor dem ersten Anpfiff wird deutlich, dass die Profis am Wochenende nur die Begleitmusik spielen. Dabei könnte sich die Situation an der Tabellenspitze zuspitzen. Gesetzt den Fall, die bisher führenden Teams aus München und Gelsenkirchen patzen bei ihren Auswärtsspielen in Berlin und Kaiserslautern, winkt dem VfB die Möglichkeit, mit einem Sieg im Heimspiel gegen Nürnberg gleichzuziehen. Trainer Matthias Sammer beschwor seine Profis, diese Chance nicht zu verspielen: »Das wird eines der wichtigen Charakterspiele.«
Anders als Sammer muss Bayern-Coach Felix Magath sich nicht darum sorgen, dass sein Team den Gegner auf die leichte Schulter nimmt. Dafür ist der Respekt in München vor Hertha zu groß. »Wir werden sie bestimmt nicht unterschätzen und wollen da weitermachen, wo wir gegen Hamburg aufgehört haben«, sagte Hasan Salihamidzic. Die Rückkehr des zuletzt gesperrten Michael Ballack soll am Sonntag dazu beitragen, dass Bayern sich besser verkauft als beim 1:1 im Hinspiel.
Vor einer ähnlich schweren Aufgabe steht der punktgleiche Verfolger Schalke. Ein Sieg in Kaiserslautern könnte zumindest für 24 Stunden zur Tabellenführung verhelfen. Für zusätzliche Brisanz sorgt die Rückkehr von Spielmacher Lincoln: Wegen der unerklärlichen Diskrepanz zu seinen Leistungen in der Pfalz kursierten zuletzt Vorwürfe, der Brasilianer habe bewusst auf eine Trennung gedrängt. Lincoln sprach von »unfassbaren Beschuldigungen« und hat sich für die Partie auf dem Betzenberg viel vorgenommen. Zumindest die Statistik verheißt Gutes: Seit acht Spielen hat Schalke nicht mehr gegen Kaiserslautern verloren.
Von ähnlich erfreulichen Bilanzen können die Profis aus Freiburg derzeit nur träumen. In den vergangenen neun Punktspielen gelang dem Team von Trainer Volker Finke kein Sieg. Bleibt das Erfolgserlebnis auch im Heimspiel gegen Wolfsburg aus, rückt die Rettung in unerreichbare Ferne. Ähnlich prekär ist die Lage bei Hansa Rostock (in Bremen) und beim VfL Bochum (in Leverkusen). Das eigentliche Keller-Derby steigt im Westfalenstadion: Mit einem Sieg gegen Gladbach will der Tabellen-14. einen großen Schritt aus der Krise tun. »Sollten wir Gladbach nicht schlagen, hätten die drei Punkte aus Wolfsburg nichts gebracht«, meinte BVB-Mittelfeldspieler Sebastian Kehl.

Artikel vom 29.01.2005