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Unermüdliche künstlerische Selbsthinterfragung

Beaugrand Kulturkonzepte präsentiert Selbstporträts von Gerald Zschorsch


Bielefeld (uj). Bei »Beaugrand Kulturkonzepte« prallt der Besucher wieder mal auf Köpfe. Es sind die Selbstporträts von Gerald Zschorsch, dem Poeten, der bei Suhrkamp zahlreiche Gedichtbände veröffentlichte und der als Zeichner von der namhaften Berliner Galerie Brusberg vertreten wird. »Selber mit mir«, »Selber inmitten« oder »Selber ohne Alles« -ĂŠjedes Porträt trägt solch poetische Hinweise. »Standortbestimmungen«, nennt der Künstler sein unermüdliches Selbstporträtieren.
Klare Position zu beziehen und den eigenen Standort immer wieder neu zu bestimmen, ist ein Merkmal, welches das Leben von Gerald Zschorsch stark bestimmt und geprägt hat. Nicht immer zu seinem Wohl. Weil er als jugendlicher Dissident Hetzlieder auf den DDR-Staat sang, saß er mehrere Jahre hinter Gittern. 1974 wurde der 1951 im Voigtland geborene Zschorsch von der Bundesrepublik freigekauft, studierte Philosophie in Gießen und ließ sich schließlich als freischaffender Literat und Zeichner in Frankfurt am Main nieder.
Die Schatten, die ihn nachts einholen, bannt Zschorsch mit Zeichenstiften auf Packpapier, Karton und aufgeschlitzte Tüten. Mit markantem Schwung legt er die Gesichtszüge in Schwarz fest und koloriert nur wenige Partien aus. Häufig sind es die Augen, die stets als ungleiches Paar erscheinen und die etwas über den Gemütszustand verraten. Zeichen und Symbole fließen ein und bieten jede Menge Imaginationsraum.
Die Ausstellung läuft bis zum 27. März und kann nach telefonischer Absprache unter 0172/5219733 besichtigt werden.

Artikel vom 29.01.2005