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Der weiße Tod lauert


In den Alpen herrscht akute Lawinengefahr

Wien (dpa). In den Bergen herrscht derzeit akute Lawinengefahr. Große Mengen Neuschnees lassen Ausflüge abseits der präparierten Skihänge zur lebensgefährlichen Tour werden. Der Weiße Tod schlägt gnadenlos zu.


Fast täglich melden Bergretter in den Alpen zurzeit Lawinenunfälle mit oft tödlichem Ausgang. »Im Durchschnitt sterben pro Jahr mehr als 100 Ski- und Snowboardfahrer in den Alpenländern«, sagt Rupert Kisser, Leiter des Unfallforschungs-Instituts »Sicher Leben« in Wien. Die meisten der Opfer könnten noch leben, wenn sie die einfachsten Sicherheitsvorkehrungen beherzigt hätten.
»Ich würde schon bei Warnstufe 3 nicht mehr von der gesicherten Piste gehen«, sagt Kisser. Besonders in den vergangenen Tagen sei die Lawinengefahr sehr groß gewesen. »Wenn die Altschnee-Unterlage schlecht und eisig ist und es innerhalb weniger Tage viel Schnee mit Verwehungen gibt, dann wird's immer gefährlich. Auf ungesicherten Pisten, die wegen ihres Pulverschnees besonders locken, kann man dann schnell ein Schneebrett oder eine Lawine lostreten, weil der Altschnee mit dem Neuschnee nicht verbunden ist.«
Doch gerade diese Wetterlage verführt die risikofreudigen Wintersportler. Die »gefährliche Gier nach Pulverschnee« treibe die Skiläufer und Snowboarder auf die ungesicherten Hänge. Dass die Skiläufer dabei nicht selten von erfahrenen Touren-Gängern oder Ski-Lehrern in diese Gefahr gebracht werden, sei keine Seltenheit. »Mit der Erfahrung kommt die Überheblichkeit«, weiß Kisser. Andere, vor allem die Jüngeren, wollten sich offenbar selbst beweisen. Für sie ist die Abfahrt auf den offiziellen Pisten einfach keine Herausforderung mehr.
»Wenn alle Skifahrer und Snow-Boarder grundsätzlich nur auf den gesicherten Pisten und Routen fahren würden, gäbe es praktisch keine derartigen Unfälle«, betont Rupert Kisser.
Heftige Schneefälle und stürmische Winde sorgen unterdessen für ein europaweites Verkehrschaos. In Griechenland, Spanien, auf Mallorca, in Österreich und der Schweiz kam es zu Behinderungen. Zwischen Garmisch-Partenkirchen und Griesen wurde der Zugverkehr wegen Lawinengefahr unterbrochen.

Artikel vom 28.01.2005