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Zwei Theologen im Fokus

Referate zum Wirken von Dorothee Sölle und Hans Küng

Bad Oeynhausen (sto). Mit zwei Theologen, die in der Institution Kirche Anstoß erregten, mit ihrem Gedanken aber auch viele Menschen bewegten, beschäftigte sich jetzt die Veranstaltungsreihe »Forum Kirche«. Pfarrer Bernhard Silaschi und Udo Theissmann gaben jeweils Überblicke über das Leben und Schaffen von Dorothee Sölle und Hans Küng.

Im ersten Teil des Abends referierte Pfarrer Bernhard Silaschi über die vor gut zwei Jahren verstorbene Theologin Dorothee Sölle. Für die aus dem Rheinland stammende Theologin und Philologin sei die Theologie nicht nur Wissenschaft, sondern auch Anstoß gewesen, sich politisch einzumischen. Die Frage der Stellvertretung, des stellvertretenden Leidens Gottes in Jesus sei ebenso wie die angemessene Rede von Gott ein zentraler Punkt in ihrem Leben und Denken gewesen.
Unter ihren Weggefährten und Freunden seien Persönlichkeiten wie der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll, Elie Wiesel und Ernesto Cardenal gewesen. Einer der Anstöße zum Dialog zwischen Politik und Theologie war der Vietnam-Krieg. Ferner habe sie der Einmarsch der Staaten des Warschauer Pakts in Prag, die Unterdrückung der Demokratie in Chile unter Salvador Allende sowie das Scheitern der Befreiungsbewegungen in Südamerika bewegt. Ein weiterer Aspekt in ihrem Denken sei der Einsatz für die Rechte der Frau in der Kirche gewesen. Als allein erziehende Mutter von vier Kindern zeigte sie vielen Frauen, dass es möglich ist, Mutterschaft und Beruf miteinander zu verbinden.
Udo Theissmann berichtete im zweiten Teil über Leben und Werk von Hans Küng. Für den aus der Schweiz stammenden katholischen Theologen habe das Werk des reformierten Theologen Karl Barth eine zentrale Stellung eingenommen. Nach seiner Promotion über dessen Rechtfertigungslehre bildete die Auseinandersetzung mit dem Lehramt der katholischen Kirche eine ständige Herausforderung für den Theologen, dem vor gut 25 Jahren die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen worden war und der seitdem einen Sonderlehrstuhl an der Universität in Tübingen inne hat.
Mit seinen Büchern und Schriften, seinem Eintreten für die Ökumene, insbesondere aber durch sein Engagement für die von ihm begründete Stiftung »Weltethos« habe Hans Küng viele Anstöße zur Erneuerung der Kirche gegeben. Der Theologe trete für eine Erneuerung der Kirche als Institution, deren hierarische Struktur und für eine Erneuerung der Lehre ebenso wie der Ethik ein.

Artikel vom 29.01.2005