29.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kommentare
Handelshemmnis Gesundheitsreform

In Berlin steigt der Blutdruck


Der Blutdrucksenker »Sortis« könnte der Bundesregierung noch erhebliches Herzrasen bereiten. Der US-Pharmariese Pfizer produziert das Medikament, das Mediziner auch hierzulande für unersetzbar halten - zumindest bei bestimmten und nicht zu wenigen Patienten. Die neue Festbetragsregelung verlangt rigoros genau das, nämlich Ersatz durch ähnliche Medizin. Seit Januar zahlen inzwischen tausende Kassenpatienten aus eigener Tasche zu.
Bundes-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt will von alledem nichts wissen. Sie bedient das Klischee vom bösen Pharma-Riesen. Am Freitagabend musste sich der Bundeskanzler schließlich selbst einschalten und dem Pfizer-Boss in Davos die Geheimnisse deutscher Gesundheitspolitik verabreichen.
Es hilft nichts: Die nationale Festbetragsreglung und der internationale Patentschutz, von dem auch unsere Volkswirtschaft abhängt, sind geeignet, einen neuen transatlantischen Handels-Hickhack (nicht Krieg!) zu provozieren.
Die Eskalation ist absehbar: Pfizer wird den »Sortis«-Preis nicht unter das Niveau in anderen EU-Ländern senken und falls, wie befürchtet, im Herbst erste Ex-Sortis-Patienten sterben, wäre der Polit-Kollaps da.
Reinhard Brockmann

Artikel vom 29.01.2005