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Safin nutzt den
siebten Matchball

Australien Open: Federer ist raus

Melbourne (dpa). Roger Federer lag geschlagen am Boden, Sieger Marat Safin beugte sich nach seinem siebten Matchball völlig ausgepumpt übers Netz: Nach einer Nerven zerreißenden Achterbahnfahrt hat der russische Tennisprofi die fünf Monate währende Siegesserie des Weltranglisten-Ersten aus der Schweiz gestoppt. Raus mit australischem Applaus: Roger Federer schied im Halbfinale gegen Marat Safin aus.

Mit dem dritten Finaleinzug bei den Australian Open hatte sich Safin das schönste Geschenk zum 25. Geburtstag gemacht. Er siegte gestern nach viereinhalb Stunden und Abwehr eines Matchballs im Halbfinale in Melbourne 5:7, 6:4, 5:7, 7:6 (8:6), 9:7 gegen den Titelverteidiger und trifft am Sonntag entweder auf Lokalmatador Lleyton Hewitt oder den Amerikaner Andy Roddick. Deren Halbfinale findet heute (9.30 Uhr MEZ) statt.
Der Thriller zwischen Federer und Safin, der erst am Freitagmorgen um 0.24 Uhr Ortszeit endete, stellte sogar noch den dramatischen Viertelfinal-Erfolg von Hewitt 24 Stunden zuvor und das spannende Damen-Halbfinale in den Schatten. Serena Williams gewann nach Abwehr von drei Matchbällen 2:6, 7:5, 8:6 über Wimbledon-Siegerin Maria Scharapowa aus Russland und kann in Melbourne damit ihren zweiten Titel nach 2003 holen. Am Samstag gibt es einen US-Vergleich gegen Lindsay Davenport. Die schon 2000 erfolgreiche Weltranglisten-Erste zitterte beim 2:6, 7:6 (7:5), 6:4 gegen die französische Außenseiterin Nathalie Dechy.
Ein Zitterhändchen hatte auch Safin bei der geglückten Revanche für das verlorene Vorjahresfinale. Als 15 000 Fans in der Rod-Laver- Arena danach »Happy Birthday« sangen, bekam der US-Open-Sieger von 2000 kurzzeitig feuchte Augen. »Das war eines der härtesten Matches meines Lebens. Vielleicht kriege ich jetzt die Chance, in meinem Hotelzimmer ein Glas Champagner zu trinken«, sagte Safin, der 2002 in Melbourne bereits das Endspiel gegen Außenseiter Thomas Johansson aus Schweden verloren hatte.
»Es war einfach Pech. Unter den gegebenen Umständen habe ich sehr gut gespielt«, sagte Federer, den ab dem zweiten Satz eine Blase am Fuß behinderte. Zudem strahlte der Schmerz eines eingeklemmten Nervs vom Rücken bis in einen Finger aus.
Doch Safin vergab seinerseits im fünften Satz eine 5:2-Führung und ließ beim 5:3, beim 5:4 und beim 7:6 insgesamt fünf Matchbälle teilweise sträflich ungenutzt. Den sechsten wehrte Federer mit einem Ass ab. »Ich habe mich selbst mit meinem Comeback überrascht. Ich hatte schon Riesenschmerzen, als es in den fünften Satz ging«, sagte er. Gegen Top-Ten-Spieler hatte er zuletzt 24 Begegnungen gewonnen.
Sein erstes Grand-Slam-Endspiel verpasste der Frankfurter Alexander Waske. Der Daviscup-Spieler und sein österreichischer Partner Jürgen Melzer verloren im Doppel-Halbfinale 3:6, 4:6 gegen Wayne Black und Kevin Ullyett aus Simbabwe.

Artikel vom 28.01.2005