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Die Freundschaft muss
für 90 Minuten ruhen

Dabrowski vermisst bei Hannover 96 »Nestwärme«

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Hannovers Mittelfeldstratege Christoph Dabrowski ist von Haus aus ein bodenständiger Mensch. Sechs Jahre beim SV Werder Bremen, zwei Jahre beim DSC Arminia Bielefeld. Seit dem Sommer 2003 trägt der 26-jährige Familienvater das rote Trikot der 96er. Morgen gibt es in der Schüco-Arena ein Wiedersehen mit vielen ehemaligen Kollegen, zu denen er nach wie vor ein sehr gutes Verhältnis pflegt.

»Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man erstmals wieder den Rasen betritt, auf dem man sich so wohl gefühlt und so schöne Erfolge gefeiert hat«, denkt »Dabro« gern an seine Zeit in Bielefeld zurück. Bei Arminia war er Stammspieler, genoss das uneingeschränkte Vertrauen des damaligen Trainers Benno Möhlmann. 30 Spiele bestritt Dabrowski in der Zweitligasaison 2001/02 und hatte neben Dammeier und Kauf als gut funktionierende Mittelfeldachse maßgeblichen Anteil am Aufstieg in die erste Liga.
Im Oberhaus absolvierte Dabrowski 27 Spiele für den DSC. Am Ende der Saison konnte auch er den Abstieg nicht verhindern. »Der war damals völlig überflüssig. Vielleicht waren wir uns zu sicher«, denkt der sympathische Abfangjäger nicht gern an dieses Negativerlebnis zurück. Weil Arminia nach dem Absturz in die 2. Liga finanziell ziemlich klamm war und Hannover 96 ein Auge auf den 1,95 m großen Spieler geworfen hatte, wurde er aus dem laufenden Vertrag für rund 450 000 Euro in die niedersächsische Landeshauptstadt »verscherbelt«. »Zuletzt wollte mich Benno Möhlmann zwar behalten, aber ich war das ständige Hin und Her leid und habe deshalb dem Wechsel zugestimmt«, erinnert sich Christoph Dabrowski ebenfalls nicht sonderlich gern an diesen Abgang.
Ehefrau Lydia und Töchterchen blieben zwar zunächst in Bielefeld wohnen, doch nach drei Monaten war das Familienoberhaupt die ständige Fahrerei leid. In Großburgwedel bei Hannover hat die Familie inzwischen ein Heim gefunden. Ob sie sich in der neuen Umgebung so richtig wohl fühle, lässt Dabrowski offen. »Arminia ist ein kleiner Klub. Da geht alles etwas familiärer und harmonischer zu«, vermisst er zumindest die engere Bindung zu den Freunden. Es spricht für sich, dass die Dabrowskis mit den Familien Dammeier, Kauf, Hain, Küntzel und DSC-Vereinsarzt Dr. Günter Neundorf erst vor wenigen Wochen gemeinsam am Fleesensee in Mecklenburg-Vorpommern Silvester feierten.
Morgen hat diese Freundschaft für 90 Minuten Pause, wenn Arminia und Hannover aufeinandertreffen. »So ist das in diesem Geschäft. Als Profi willst du für deinen Arbeitgeber natürlich das Beste geben«, sagt »Dabro«, weiß aber noch nicht, ob er von Trainer Ewald Lienen aufgestellt wird. »Letzten Samstag bin ich auch nur in die Startelf gerutscht, weil sich Michael Tarnat verletzte und in der Abwehr einige Umstellungen vorgenommen wurden.«
Hannover 96 verpatzte den Rückrundenstart gegen Bayer Leverkusen mit 0:3 und Dabrowski wurde nach 59 Minuten ausgewechselt. »Ein Empfehlungsschreiben war das für mich nicht«, gibt er zu. Eine plausible Erklärung, warum das Spiel so daneben ging, hat er nicht. »Von alleine läuft es nicht, wenn bei einigen Spielern ein paar Prozente an Leistungsbereitschaft fehlen«.
Sein Vertrag endet am 30. Juni 2006. Zunächst hofft er seine schwankende Formkurve stabilisieren zu können. Auf gewohnten Terrain will er gern beweisen, dass es ein Fehler war, ihn nach Hannover ziehen zu lassen.

Artikel vom 28.01.2005