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Skandal-Sumpf noch tiefer

Hoyzer belastet Schiedsrichter-Kollegen und Spieler - vier Festnahmen

Berlin/Paderborn (WB/dpa/ddp). Einen Tag nach dem Manipulations-Geständnis hat Schiedsrichter Robert Hoyzer vor der Berliner Staatsanwaltschaft zum ersten Mal Einzelheiten enthüllt. Damit gewinnt der größte Fußball-Skandal seit 34 Jahren eine neue Dimension.
Robert Hoyzer

Nach einem Bericht der »Süddeutschen Zeitung« erklärte er, dass weitere Schiedsrichter und auch Spieler in den Skandal verwickelt seien. Er selbst habe drei Spiele manipuliert und dafür mehr als 50 000 Euro kassiert.
Hoyzer gestand laut »SZ« auch, bei der Geldübergabe an andere Schiedsrichter dabei gewesen zu sein. Zudem habe er von Zahlungen an Spieler gehört. Von anderen Schiedsrichtern und Spielern sollen nach Aussagen des 25-Jährigen Begegnungen der 2. Bundesliga manipuliert worden sein.
Bei Durchsuchungen im Zusammenhang mit dem Skandal gab es am Freitag vier Festnahmen. Polizeibeamte hatten am Abend unter anderem das »Café King« in Berlin-Charlottenburg durchsucht. Dort soll Hoyzer die Manipulationen mit zwei kroatischen Gastronomen besprochen haben.
Nach Informationen dieser Zeitung wird geprüft, ob Hoyzer aus dem Kreis etwaiger Mittäter mit Anschlägen auf sein Leben rechnen muss. Die Frage, ob der Schiedsrichter ins Zeugenschutzprogramm des Landeskriminalamtes aufgenommen werde, wollte der Berliner Justizsprecher nicht beantworten.
Als erster Wettanbieter erstattete Oddset am Freitag Strafanzeige wegen Betrugs gegen Hoyzer. Das staatliche Unternehmen bezifferte den erlittenen Gesamtschaden auf eine Million Euro.
Das Ermittlungsverfahren des DFB-Kontrollausschusses beschränkt sich weiter auf sechs Spiele im DFB-Pokal, der 2. Bundesliga und der Regionalliga. Dabei soll Hoyzer stets versucht haben, Spiele zu manipulieren, um Resultate zu erzielen, auf die zuvor hohe Wetteinsätze getätigt worden waren.
Trotz des Geständnisses von Hoyzer beharrt der DFB auf seiner Haltung, manipulierte Pokalspiele nicht zu wiederholen. Dies stößt auf den Protest des Hamburger SV, der Einspruch gegen die Wertung des mit 2:4 verlorenes Erstrundenspiels beim SC Paderborn eingelegt hatte.
Die Paderborner sind inzwischen zu neuer Neuansetzung der Partie bereit. Geschäftsführer Michael Born hat bereits mit seinem Hamburger Manager-Kollegen Dietmar Beiersdorfer Kontakt aufgenommen: »Wenn wir etwas Glaubwürdigkeit wieder herstellen wollen, müssen wir Fußball spielen.«
Sport: Sonderseite

Artikel vom 29.01.2005