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Baumeister der Kunsthalle

Architekt Philip Johnson gestorben - Stetes Interesse an dem Museum


Bielefeld (bp). Er galt als einer der erfahrensten Architekten und Museumsbaumeister, ein Mann von internationalem Ruf - und Stifter Rudolf August Oetker gelang es, Philip Johnson, der jetzt im Alter von 98 Jahren gestorben ist, Anfang der 1960er Jahre als Architekt der Kunsthalle Bielefeld zu gewinnen. Schon mit der Eröffnung am 27. September 1968 galt das Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts als »Leuchtturm«, als Meisterwerk der Architektur.
Bereits 1959 hatte der damalige Oberbürgermeister Artur Ladebeck dem Rat mitgeteilt, das Rudolf August Oetker der Stadt in Erinnerung an seinen zweiten Vater Richard Kaselowsky ein Museum schenken werde. Auf seinen Reisen in die USA hatte Oetker sich über die Museumsbauten Johnsons informiert und den Architekten besucht. Die beiden Männer funkten sofort auf einer Wellenlänge. Ohne einen Wettbewerb auszuschreiben, beauftragte Oetker Johnson mit der Planung des neuen Kunsthauses in Bielefeld. Der Grundstein wurde am 21. September 1966 gelegt. Die örtliche Bauleitung lag in den Händen des Hamburger Architekten Prof. Cäsar Pinnau.
Nicht nur Rudolf August Oetker hielt guten Kontakt zu Philip Johnson, auch die Kunsthallenleiter Joachim von Moltke sowie dessen Nachfolger Ulrich Weisner und Thomas Kellein besuchten den Architekten in New York. Johnson interessierte sich stets für das »Schicksal« seiner Kunsthalle, entwarf in den 90er Jahren noch die würfelförmigen Steine, die Autofahrer vom Kunsthallen-Vorplatz fern halten sollten.
Die Kunsthalle ist eines der wenigen Bauwerke Johnsons, die Le Corbusiers Einfluss erkennen lassen: ein Kubus, vom Boden abgehoben, oben zum Himmel hin geöffnet. Die Proportionen funktionieren, wenn auch nach Johnsons Meinung nicht hundertprozentig perfekt. Er hätte es lieber gesehen, hätte das obere Stockwerk noch höher werden können.
Der Architekt ließ sich auch regelmäßig über den Stand der - möglichen - Kunsthallen-Erweiterung informieren und empfahl dafür einen Architekten aus Kalifornien: seinen Schüler Frank O. Gehry. Johnson vertrat sie Ansicht, dass neben den Kubus Kunsthalle nur ein weiteres architektonisches Unikat Platz haben würde.

Artikel vom 28.01.2005