05.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Menschen
wollen nicht
alleine sein

Bernd Kollmetz ist ev. Pfarrer der Johanniter-Ordenshäuser in Bad Oeynhausen.
Letztlich findet die Wahrheit immer ihren Weg zurück an das Tageslicht. Die aktuelle Diskussion über die Rolle der Familie sowie ihre Bedeutung für ein zukunftsfähiges Gemeinwesen lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Ohne Familie läuft nichts! Über Jahrzehnte ist ein anderer Kurs gefahren worden. Als modern und vermeintlich fortschrittlich zu neuen Ufern aufzubrechen, ein neues Gesellschaftsbild zu entwerfen, das ohne Bindung auszukommen habe. Die Auswirkungen bekommen wir nun zu spüren. Armut an Kindern.
Moment mal!
Bei genauem Hinhören auf die veröffentlichte Meinung wird man jedoch nachdenklich. Es beschleicht einen der Eindruck, dass die ganze Diskussion von dem Gedanken getragen ist, dass der materielle Schaden, der sich in der Entwicklung der sozialen Sicherungssysteme zeigt, behoben werden muss. Deshalb die Erkenntnis: Mehr Kinder braucht das Land. Letztlich aber ist von einem Mentalitätswandel nichts zu spüren.
Ein Erziehungswissenschaftler hat auf die Würde der Familie verwiesen. Sie ist der Lebensraum, in welchem der Mensch sich letztlich seiner eigenen Würde vergewissert und sein Leben in Verantwortung ausrichtet. Darin trägt die schöpferische Ordnung ihren Sinn. Oder um es biblisch auszudrücken: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Das ist die Wahrheit, die hilft, ein erfülltes Leben zu verwirklichen. Sie befreit zur Bereitschaft, sich zu binden an ein gemeinsam gesprochenes Ja, das in einem Neugeborenen ein Antlitz erhält.
Übrigens: Schon Martin Buber hat darauf verwiesen, dass jedes einzelne Kind eine Wirklichkeit ist, der ich mich als Erwachsener zu nähern, nicht aber zu bemächtigen habe.
Bernd Kollmetz

Artikel vom 05.02.2005