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Ordnungskraft aus Edelstahl

Neue Zugangssperre vor Ratssaal soll bei turbulenten Sitzungen schützen


Von Michael Diekmann
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Die elegante Konstruktion aus poliertem Edelstahl würde als Balkonbrüstung jedem Bauherren zur Ehre gereichen. Glasplatten und gelochte Stahlbleche wechseln sich als Trennelemente ab, damit die Bürger nicht vom richtigen Weg in den großen Saal des Neuen Rathauses abkommen. Seit gut einer Woche ist das doppelte Edelstahl-Geländer vor dem Publikumseingang in den Saal montiert. Auftraggeber der Installation für gut 5000 Euro ist Oberbürgermeister Eberhard David selbst.
Der Chef des Rates und Hausherr will mit der kanalisierten Zuwegung erreichen, dass sich Sicherheitsrisiken und Handgemenge vor publikumswirksamen Sitzungen nicht wiederholen und die eingesetzten Saalkräfte in ihrer Aufsichtspflicht entlastet werden können. Ganz nebenbei wird durch die Geländer die Kontrolle der zulässigen Besucherzahlen im Saal wesentlich erleichtert, die je nach Art der Veranstaltung und Gestaltung des Raumes von den Brandschützern unterschiedlich festgelegt worden. Pressesprecher Dietmar Schlüter: »Bei einer Ratssitzung dürfen maximal 157 Zuschauer in den bestuhlten Saal.«
Auslösende Momente für die Installation der eleganten Sperrgitter, die jeweils nur einen Durchgang von 80 Zentimetern lassen und in ihrem Aufbau an den Zugang zu Kinos oder Vergnügungsparks erinnern, sind Sitzungen in den vergangenen Jahren gewesen, bei denen zahlreiche Demonstranten Zutritt zum Saal begehrten und ein Kind sogar im Gedränge verletzt worden war. David hatte darauf hin Baudezernenten Gregor Moss mit dem Thema betraut, der wiederum den Immobilienservicebetrieb ISB ins Boot holte.
Die meisten Besucher, versichert das Büro des Oberbürgermeisters, werden das exklusive Edelstahlgeländer dennoch nicht zu Gesicht bekommen. Es wird vor der heutigen Sitzung abgebaut, verschwindet im Lager des Rathauses, bis wieder eine Sitzung mit Ungemach droht. Das kann man ja, wie das Presseamt betont, ganz einfach an der Tagesordnung abschätzen und sich darauf einrichten.
Die mehr als 200 Gäste beim Neujahrsempfang des Industrie- und Handelsclubs (IHC) indes dürfen sich glücklich schätzen. Die hochkarätigen Vertreter aus Politik und Wirtschaft inklusive Regierungspräsident erlebten vor Wochenfrist das neue Ratsutensil in ganzer Schönheit, hatten sich über die Sinnhaftigkeit allerdings schon ihre Gedanken gemacht.

Artikel vom 27.01.2005