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Merkurs letzte Reise
führt auf den Bauhof

Brunnenumzug würde den Altstadt-Etat sprengen

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Der Götterbote wird »eingemottet«. Weil nach Überzeugung der Planer der Merkurbrunnen nach der Neugestaltung der Altstadt nicht mehr auf den Alten Markt passt, sollte er eigentlich nur umziehen, aber: Der Umzug käme zu teuer.

Geplant war, den Merkurbrunnen auf dem kleinen Platz vor dem Restaurant »Marché« an der Obernstraße/Ecke Klasingstraße neu aufzubauen. Wie jetzt bekannt wurde, müssten am Ersatzstandort neue Anschlüsse geschaffen und eine so genannte Brunnenstube gebaut werden. Zudem müsste eine Fernwärmeleitung verlegt werden. Das würde den Sanierungsetat für die Neugestaltung der Fußgängerzone sprengen.
Noch vor einem halben Jahr hatten sich alle Verantwortlichen auf die Fahnen geschrieben, dass der Merkurbrunnen unbedingt einen neuen Platz in der Altstadt finden müsse. Die Verwaltung hatte elf Möglichkeiten vorgeschlagen, sah aber bei zehn davon mehr oder weniger große Probleme. Ausnahme war der Bunnemannplatz (vor dem Hotel »Mercure«). Letztlich entschieden sich die politischen Gremien aber für den kleinen Platz an der Obernstraße. Dies auch in dem Wissen, dass die Finanzierung des Brunnenumzuges nur mit Hilfe eines Sponsors machbar sein würde. Nach aktueller Beschlusslage wird nun der städtische Bauhof die letzte Station Merkurs sein.
Auf dem Alten Markt selbst soll, wie das WESTFALEN-BLATT berichtete, ein neuer Brunnen installiert werden. Er soll von allen Richtungen aus sichtbar sein. Bezahlt wird er von einem Sponsor.
Der Merkurbrunnen wurde 1963 aufgestellt und stammt von Herbert Volwahsen, der Lehrer an der Bielefelder Werkkunstschule war. Der Brunnen war eine 94 000 Mark teure Auftragsarbeit; Merkur, der fliegende Götterbote, ist der antike Gott der Kaufleute, aber auch der Diebe. Obwohl die Arbeit damals nicht unumstritten war, ist der Merkurbrunnen längst zu einem Stadt-Wahrzeichen avanciert.
Vergeben worden ist derweil der Auftrag für die neue Altstadtbeleuchtung. Da allerdings tun sich neue Probleme auf: Bei der Vergabe wurde nicht berücksichtigt, dass die Anschlüsse und Aufhängungen wie bisher auch die Weihnachtsbeleuchtung tragen und mit Strom versorgen müssen. Möglicherweise muss in diesem Bereich nachgerüstet werden - was neue Kosten bedeuten würde.
Ursache für das allgemeine Abspecken des ursprünglichen Entwurfes zur Altstadtsanierung: Der Granit, der aus China angeliefert werden soll, ist deutlich teurer, als in der Verwaltung erwartet wurde. Dennoch hat man sich für einen Naturstein entschieden. Vergeben wurde der Pflasterauftrag an drei heimische Unternehmen. Geplanter Baubeginn: März 2005.

Artikel vom 27.01.2005