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Wende im Fall des erschossenen Bankboten

Staatsanwalt erhebt Anklage gegen drei Männer -ÊMutmaßliche Planerin der Tat entlastet


Von Christian Althoff
Vlotho (WB). Zweieinhalb Monate, nachdem vor einer Sparkassenfiliale in Vlotho (Kreis Herford) der Bankbote Erwin T. (66) erschossen worden war, hat der Fall eine Wende genommen. Eine Mitarbeiterin des Deutschen Paket-Dienstes (DPD), die als mutmaßliche Planerin des Überfalls festgenommen worden war, zählt nicht länger zu den Beschuldigten.
Als Mitarbeiter eines Kurierdienstes wollte Erwin T. am 12. November wertlose Bankunterlagen aus der Sparkasse holen, als ihm ein Räuber die Tasche aus der Hand riss und schoss. Die Kripo nahm in den folgenden Tagen vier Tatverdächtige fest:l Eine Angestellte des Deutschen Paketdienstes. Sie soll einem Freund erzählt haben, sie bringe regelmäßig die Tageseinnahmen des DPD zur Sparkasse, und ein Überfall auf sie würde sich lohnen.l Den Freund der 44-Jährigen. Er soll den Überfall mit dem Russlanddeutschen Aleksej B. (24) geplant haben.l Aleksej B. Er soll den Überfall ausgeführt und den Kurierfahrer tragischerweise mit einem DPD-Fahrer verwechselt haben. l Hassan I. (26) aus Preußisch Oldendorf. Der Kasache soll als Komplize von Aleksej B. den Fluchtwagen gefahren haben.
Mit der jetzt erhobenen Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld werden nur die drei Männer vor Gericht gestellt, und zwar wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes. Aleksej B. soll sich außerdem wegen Mordes verantworten. Das Verfahren gegen die DPD-Mitarbeiterin ist abgetrennt worden und wird möglicherweise eingestellt. Ihre Rechtsanwältin Christa Jahnke-Horstmann: »Die Frau hat nie ernsthaft einen Überfall geplant.« Auch bei der Staatsanwaltschaft hieß es, die 44-Jährige habe offenbar »nur einmal bei einer Grillparty herumgesponnen«, und die Männer hätten daraufhin den Plan alleine entwickelt. Geklärt werden müsse aber noch, ob die Bad Oeynhauserin von den konkreten Plänen wusste und sich der Nichtanzeige eines Verbrechens strafbar gemacht habe.
Strafverteidiger Dirk Baumann aus Herford, der den Bekannten der Frau vertritt, sagte, sein Mandant habe sich aus der Planung des Überfalls verabschiedet, »als es ernst zu werden schien«. Der Hauptbeschuldigte und mutmaßliche Mörder des Bankboten hat bisher noch gar keine Aussage gemacht. »Und das wird sich wohl auch im Prozess nicht ändern«, erklärte gestern seine Strafverteidigerin Silke Streit aus Bad Salzuflen.
Die Verhandlung gegen die drei Männer wird voraussichtlich im Frühjahr stattfinden.

Artikel vom 28.01.2005