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Mallorca liegt unter einer Schneedecke

Winter hat Europa fest im Griff - Sauerland bereitet sich auf Ansturm der Wintersportler vor

Bochum/Palma de Mallorca (dpa). »Polarkälte« in Spanien, sizilianische Tempel im Schnee, gesperrte Brücken an der Adria, erfrorene Obdachlose in Frankreich, eisige Kälte und Schnee in weiten Teilen Deutschlands: Der Winter hat Europa fest im Griff.
Der Rathausplatz in Palma de Mallorca im dichten Schneetreiben.
Die Balearen erlebten gestern einen der heftigsten Schneefälle der vergangenen 100 Jahre. Mallorca war weitgehend eingeschneit. In den Bergen wurden Tiefstwerte von minus sieben Grad gemessen. Auch am Meer herrschte Nachtfrost. Auf der Nachbarinsel Menorca wurde der Flughafen nach einem Schneesturm geschlossen. In mehreren Schulen bekamen die Kinder »schneefrei«. Auch auf dem spanischen Festland sanken die Temperaturen in weiten Teilen unter den Gefrierpunkt.
Antike Tempel im Schnee: Im weltberühmten »Tal der Tempel« auf Sizilien mit seinen etwa 2000 Jahre alten Ruinen hat es gestern erheblich geschneit. In der nahe gelegenen Stadt Agrigent kam sogar der Verkehr wegen Glatteis und Schnee ins Stocken. In den Abruzzen wurden einige Schulen geschlossen.
In Frankreich sind seit Dienstag drei Obdachlose Opfer der Kälte geworden. Ein 56-jähriger Deutscher wurde in Lyon leblos unter einer Brücke gefunden. Der Mann, der kaum Französisch sprach, lebte bereits seit einigen Jahren unter der Straßenbrücke.
Mehr als 600 Ortschaften sind in Rumänien nach starken Schneefällen und Stürmen ohne Strom. Im mittelrumänischen Kreis Harghita schneie es seit über 30 Stunden. Wegen hohen Wellengangs und schlechter Sichtbedingungen wurden die Schwarzmeerhäfen Constanza und Agigea geschlossen. An der kroatischen Adriaküste mussten wegen schwerer Schneestürme und starken Windes Brücken von den Inseln zum Festland gesperrt werden.
Auch in Tschechien hat der Winter zugeschlagen. In Mähren waren mehrere Bahnstrecken wegen umgestürzter Bäume dicht. Ohne Schneeketten seien weite Teile des Landes kaum befahrbar, sagte ein Behördensprecher. Erhebliche Verkehrsbehinderungen wegen heftiger Schneefälle gab es zudem in Ost- und Südostösterreich.
Zumindest bis zum Wochenende soll es auch in Deutschland winterlich bleiben. Nach der Prognose strömt weiterhin kalte und feuchte Luft nach Deutschland, die auf die bereits beachtlichen Schneehöhen noch etwas draufpacken könnte.
Zur Zeit liegen am Brocken 163 Zentimeter Schnee und am Fichtelberg 155 Zentimeter. Der Kahle Asten bei Winterberg präsentierte sich unter einer fast einen halben Meter dicken Schneedecke. Bei Minus sieben Grad und leichtem Schneefall werde die Schneedecke noch ein bisschen weiter wachsen, sagte Wetterbeobachter Hermann Dinklage. »Das ist richtiger Winter.«
Zum Wochenende wird ein Ansturm von Wintersportlern erwartet. »Fast alle Lifte laufen und mehr als 200 Kilometer Loipen sind gespurt«, sagte Susanne Schulten von der Wintersportarena Sauerland.
Am Sonntag könnte Deutschland eine Warmfront mit höheren Temperaturen erreichen. »Ganz sicher ist diese Wetterumstellung allerdings noch nicht«, schränkte DWD-Meteorologe Olaf Pels Leusden ein.

Artikel vom 27.01.2005