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Kriminalstück
um Hoyzer

DFB schaltet Staatsanwaltschaft ein

Berlin (dpa). Die Schiedsrichter-Betrugsaffäre wird durch neue Anschuldigungen gegen den Unparteiischen Robert Hoyzer immer brisanter. Nach einem Bericht des Magazins »stern« soll der unter Manipulationsverdacht stehende Hoyzer regelmäßige Verbindungen zur kroatischen Mafia gehabt haben.
Der Essener Anwalt Stefan Holthoff-Pförtner: Er vertritt Florian Hoyzer.
»Ich habe bestätigt, dass dies der Fall sein soll. Es soll Verbindungen nach Berlin gegeben haben. Diese Hinweise lagen uns vor«, erklärte Harald Stenger, Pressesprecher des DFB. Der DFB kann aber nicht einschätzen, ob es tatsächlich eine Mafia-ähnlicher Struktur um Hoyzer herum gäbe.
Gestern Abend teilte der DFB mit, dass er am Nachmittag bei der Staatsanwaltschaft Berlin im Fall Hoyzer Strafanzeige erstattet hat. Staatsanwaltschaftliche Ermittlungsmaßnahmen sollen klären, welche Personen hohe Wetteinsätze auf von Hoyzer geleitete Spiele gesetzt haben und ob eine Verbindung von ihnen zu Hoyzer besteht.
Unterdessen kämpft der 25-jährige Hoyzer mit juristischen Mitteln um seinen Ruf. Sein Rechtsanwalt Stephan Holthoff-Pförtner hat die »Rücktrittserklärung« angefochten, die sein Mandant bei der Anhörung durch den DFB unterschrieben hat. Hoyzer sei dabei mit den Vorwürfen konfrontiert und »zur Vermeidung weiterer Nachteile für ihn« mit Nachdruck zum Unterschreiben der Erklärung veranlasst worden. Außerdem sei Hoyzer bisher aus dem Verein Hertha BSC »nicht wirksam ausgetreten« und werde »dies auch in Zukunft nicht tun«. Damit unterliegt der Jung-Referee weiter der Verbandsgerichtsbarkeit. Holthoff-Pförtner hatte sich am Dienstag zu einem Gespräch mit Hoyzer getroffen. »Die Geschichte, die ich gehört habe, ist eine völlig andere als jene, die der DFB verbreitet«, sagte Holthoff-Pförtner.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig schließt derzeit nicht aus, dass auch Spieler in die Affäre verwickelt sein könnten. Dieser Spekulation sollen nun seine Kollegen in Berlin nachgehen.
Wie Hellmut Krug, Leiter der Schiedsrichter-Abteilung im DFB, mitteilte, habe er schon auf einer Tagung Mitte Januar mit Hoyzer über seine zuletzt »schwachen« Leistungen gesprochen. Anzeichen für einen Verdacht habe es da nicht gegeben. Allerdings gebe es Lücken im Kontrollsystem der Schiedsrichter-Beobachtung. Bei der Pokal-Partie zwischen Paderborn und dem HSV, in der Hoyzer unter Verdacht geriet, saß kein DFB-Beobachter im Stadion. Deshalb fordert Werner Hackmann, Vorsitzender der Deutschen Fußball Liga (DFL), das Beobachtungs-System auf alle Pokal-Spiele auszuweiten.

Artikel vom 27.01.2005