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Arminia wittert Skandal

Erinnerungen an »kurioses« Regionalligaspiel in Berlin

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Der Schiedsrichterskandal im deutschen Profifußball ist nach Ostwestfalen zurückgekehrt. Nach dem Pokalspiel des SC Paderborn gegen den Hamburger SV gerät nun ein Spiel der Regionalliga-Amateure des DSC Arminia Bielefeld in den Blickpunkt.

Der Aufsteiger hatte am 11. August 2004 bei den Amateuren von Hertha BSC Berlin 1:2 verloren. Unmittelbar danach hatte sich Arminia massiv beim DFB über die Spielleitung beschwert.
Für den Pfiff sorgte damals Dominik Marks, ein 29 Jahre alter Schiedsrichter aus Berlin (!), der für den Landesverband Sachsen-Anhalt aktiv ist. Arminia-Geschäftsführer Thomas von Heesen wollte gestern jedoch nicht soweit gehen wie der FC St. Pauli. Die Hamburger fordern inzwischen eine Neuansetzung eines verlorenen Regionalligaspiels. Sie möchten noch einmal gegen den VfL Osnabrück (2:3) antreten, falls sich der Verdacht der Manipulation durch Schiedsrichter Robert Hoyzer in dieser Partie bestätigen sollte.
Arminia wolle jetzt keineswegs neue Anschuldigungen gegen einen Unparteiischen erheben, sagt von Heesen: »Aber damals hat jeder gesehen, dass das sehr kurios abgelaufen ist und wir gar nicht damit einverstanden waren.«
In dieser Zeitung war am Tag nach der Begegnung von einem »Skandalspiel« die Rede. Damit seien die Vorkommnisse exakt auf den Punkt gebracht worden, erinnert sich jetzt der damalige Amateurtrainer. »Es lief sehr dubios in Berlin. Finn Holsing erzielte ein reguläres Tor, das nicht anerkannt worden ist. Es wäre unsere Führung gewesen. Der Ball ging zunächst an die Unterkante der Latte, sprang dann von unten an die Netzhalterung und rollte wieder raus«, sagte Mike Walpurgis: »Dann gab es einen zweifelhaften Elfmeter gegen uns, einen Platzverweis und fragwürdige Abseitsentscheidungen. All das hat uns alle ziemlich geschockt und zu einem regen Schriftverkehr mit dem DFB geführt.« Die Reaktion auf die DSC-Beschwerde fasst von Heesen so zusammen: »Wir haben einen bitterbösen Brief erhalten. Das war's.«
Zum gestrigen »Nachspiel« zählte auch die Stellungnahme des damaligen Schiedsrichters. »Es ist unfassbar, dass einfach mein Name in diesem Zusammenhang in der Öffentlichkeit genannt wird. Das ist ein klarer Versuch des Rufmords. Ich schwöre, dass ich absolut nichts mit Wetten zu tun habe. Wenn jetzt hinter jeder umstrittenen Entscheidung eine Manipulation vermutet und das auch noch öffentlich gesagt wird, dann können wir alle aufhören«, sagte Marks der Bild-Zeitung.
Mike Walpurgis fühlte sich dennoch bei Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Schiedsrichter Robert Hoyzer spontan an die Vorgänge in Berlin erinnert: »Ich habe sofort gedacht, ob es wohl der Schiedsrichter ist, der uns das Ding in Berlin reingedreht hat?« Er war es nicht, dennoch ist das ungute Gefühl bei allen Arminia wieder hoch gekommen.

Artikel vom 27.01.2005