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Positionen gegen
die geltende Moral

Händels Oper »Alcina« hat heute Premiere


Bielefeld (uj). Sie ist schön, anziehend und macht skrupellos von ihren Reizen Gebrauch, indem sie die Männer behext. In der Gesellschaftsmoral des 18. Jahrhunderts verkörpert Alcina das Böse. Auch wenn sie am Ende untergeht und die Moral wieder hergestellt scheint, so hat Georg Friedrich Händel die Protagonistin seiner Oper doch mit den anrührendsten Melodien geadelt. Auch das Inszenierungsteam rund um Gregor Horres strebt am Theater Bielefeld die Rehabilitierung Alcinas an.
Hinter dem offiziellen Happy-End eines naiv scheinenden Zauberstücks versteckt sich eine Tragödie, die unter der Hand Position gegen die geltende Gesellschaftsmoral zu beziehen scheint, so die Meinung von Dramaturg Roland Quitt. Demnach fällt Ruggiero, der am Ende die paradiesische Lasterhöhle in Trümmer legt, der eigentliche Buhmann zu. Quitt: »Um den eigentlichen Sinn zu verstehen, haben wir auf Spektakel und Zaubereffekte verzichtet.« Horres: »Der Begriff der Zauberei wird durch den Begriff der Verführung ersetzt.«
Verführen dürfte auf alle Fälle auch die Musik. Mit Michael Schneider konnte ein anerkannter Experte im Bereich Alte Musik gewonnen werden, der Wert auf authentischen Barockklang legt. Für die Ausstattung zeichnet Kirsten Dephoff verantwortlich, die für die Inszenierung ein kühles, modernes Etablissent kreierte.
Es singen Melanie Kreuter (Alcina), Victoria Granlund und Katharina von Bülow (Ruggiero), Conelie Isenbürger (Morgana), Kaja Plessing (Bradamante), Simeon Esper (Oronte) und Michael Bachtadze (Melisso).
Die Premiere beginnt am heutigen Freitag, 28. Januar, 20 Uhr, in der Oetkerhalle.

Artikel vom 28.01.2005