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Geständnisse im Fall Storck

Oberstaatsanwalt: »Unternehmen nicht geschädigt«

Von Christian Althoff
Halle (WB). Zwei Großlieferanten des Süßwarenherstellers Storck aus Halle (Kreis Gütersloh) haben gestanden, den inzwischen entlassenen Einkaufsdirektor Dieter M. (54) bestochen zu haben.

Oberstaatsanwalt Eckhard Baade bestätigte gestern, die Inhaber der betreffenden Firmen hätten entsprechende Aussagen gemacht.
Wie berichtet, sitzt Dieter M. aus Enger (Kreis Herford) seit Dezember in Untersuchungshaft, weil er zwischen 1999 und 2001 allein von einem Milchlieferanten mehr als 500 000 Euro Schmiergeld genommen haben soll. Auch ein Nuss- und ein Kakaolieferant haben den jüngsten Geständnissen zufolge Bestechungsgelder an Dieter M. gezahlt. Steuerfahnder und Kriminalbeamte sind noch immer damit beschäftigt, die Geldflüsse an den im Juni entlassenen Manager nachzuvollziehen.
»Im Gegensatz zu den meisten anderen Korruptionsverfahren stellt sich dieser Fall so dar, dass die Zulieferer das an den Einkaufsdirektor gezahlte Schmiergeld nicht auf den Rechnungsbetrag aufgeschlagen haben«, sagte Baade. Deshalb gehe er derzeit davon aus, dass Storck kein finanzieller Schaden entstanden sei.
Ein Zulieferer soll nach WESTFALEN-BLATT-Informationen ausgesagt haben, Dieter M. habe ihm einen Liefervertrag über jährlich 15 Millionen Euro angeboten und im Gegenzug einen Anteil von drei Prozent (450 000 Euro) pro Jahr gefordert. Dieses Ansinnen habe die Geschäftsführung des Zulieferers beraten und abgelehnt, soll der Zeuge zu Protokoll gegeben haben. Oberstaatsanwalt Baade wollte dies gestern weder bestätigen noch dementieren.
Storck hat unterdessen sämtliche Lieferanten angeschrieben und gebeten, Auffälligkeiten im Geschäftsverkehr mit Dieter M. zu melden. Dessen Anwalt Dr. Detlev Binder erklärte gestern, man bereite derzeit eine umfassende Stellungnahme für die Staatsanwaltschaft vor, »die vieles klarstellen wird«. Bevor dieser Schriftsatz der Behörde nicht vorliege, werde er sich zu den Vorwürfen gegen seinen Mandanten nicht öffentlich äußern, sagte der Strafverteidiger.

Artikel vom 26.01.2005