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Hewitt rettet den
Nationalfeiertag

Im Halbfinale gegen Roddick

Melbourne (dpa). Erst funkelte das verfrühte Feuerwerk, dann folgte ein australischer Tennis-Krimi mit einem Happyend vor Mitternacht.

Am Nationalfeiertag hat Lokalmatador Lleyton Hewitt erstmals das Halbfinale bei den Australian Open erreicht. Der leicht Verletzte siegte im spannendsten Turniermatch 6:3, 6:2, 1:6, 3:6, 10:8 gegen David Nalbandian (Argentinien).
Dabei brachten ihn wie vor einem Jahr bei der Niederlage gegen Roger Federer die Raketen am Himmel und später auch seine leichte Hüftverletzung aus dem Rhythmus. Nach 4:05 Stunden verwehrte der Tennis-Arbeiter aus Adelaide dem anfangs indisponierten Nalbandian aber doch die Revanche für das verlorene Wimbledon-Finale 2002. Zuvor war mit Alicia Molik im Viertelfinale der Damen die letzte Hoffnung der Gastgeber nach einem ebenfalls spektakulär spannenden Match gescheitert. Sie verlor 4:6, 6:4, 7:9 gegen die topgesetzte Amerikanerin Lindsay Davenport.
Hewitt trifft am Freitag in seinem Halbfinal-Debüt beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres auf Andy Roddick. Der an Nummer zwei gesetzte US-Spieler profitierte bei einer 6:3, 7:5, 4:1-Führung von der Aufgabe des Russen Nikolai Dawidenko. »Er hat viel weniger Energie verbraucht, aber ich gebe mir trotzdem eine gute Chance«, sagte Hewitt, meinte 29 Jahre nach dem letzten Triumph eines Australiers aber auch: »Bis zum Pokal ist es weit.« Immerhin hat er vier der bisher fünf Vergleiche gegen Roddick gewonnen.
Das andere Semifinale bestreiten heute (9.30 Uhr) Titelverteidiger Roger Federer aus der Schweiz und sein letztjähriger Finalgegner Marat Safin aus Russland. Damit machen bei den Herren die derzeit vier besten Spieler der Welt den Sieg unter sich aus. Im Frauen-Halbfinale spielten in der Nacht zu heute Serena Williams gegen Wimbledon-Siegerin Maria Scharapowa sowie Lindsay Davenport gegen Außenseiterin Nathalie Dechy aus Frankreich.
Hewitt sah schon nach den ersten beiden Sätzen wie der sichere Sieger aus. Doch dann steigerte sich Nalbandian, der noch nie nach einem Zwei-Satz-Rückstand gewonnen hat. 15 000 Fans in der Rod-Laver-Arena bangten, als Hewitt wie schon im schweren Achtelfinale gegen den Spanier Rafael Nadal seine Blessur an der rechten Hüfte zu schaffen machte. Trotzdem gab er im 101 Minuten langen fünften Satz, der für alle vier lauen Durchgänge davor entschädigte, noch einmal alles und nutzte gleich seinen ersten Matchball.
Roddick hatte es wesentlich einfacher. Der in Deutschland lebende Dawidenko hatte wie schon zuvor im Achtelfinale über Unwohlsein angesichts der großen Hitze um 35 Grad geklagt und nahm ein Asthma-Spray, weil er kaum noch Luft bekam. Vor zwei Jahren war Roddick in der Vorschlussrunde an Rainer Schüttler gescheitert, nachdem er in einem legendären Viertelfinale über fünf Stunden den Marokkaner Younes El Aynaoui bezwungen hatte. »Damals wäre ich im Halbfinale auf den Platz beinahe umgefallen. Diesmal habe ich weniger Meilen auf dem Tacho«, sagte der USOpen-Sieger von 2003.

Artikel vom 27.01.2005