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DHB-Team trotzt Kälteeinbruch

Ein Sieg fehlt noch zum Einzug in die Weltmeisterschafts-Hauptrunde

Sousse (dpa). Auch ein unerwarteter Kälteeinbruch hat die deutschen Handballer bei der WM in Tunesien nicht vom Erfolgskurs abgebracht.

Bei Außentemperaturen von nur acht Grad feierte der Europameister in der ungeheizten Olympia-Halle von Sousse gegen Katar ein 40:15 (20:4)-Schützenfest. Durch den dritten Sieg im dritten Spiel steht die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) zwei Spieltage vor Abschluss der Vorrundengruppe D so gut wie in der Hauptrunde.
Vor dem schweren Duell mit Norwegen (heute 20.15 Uhr/DSF ) war Katar der erhofft leichte Aufbaukontrahent. Bester deutscher Torschütze war vor 700 Zuschauern der Kieler Christian Zeitz mit sechs Treffern. »Wir haben unsere Pflicht erfüllt und schnell alles klar gemacht«, lobte Bundestrainer Heiner Brand sein Team. »Jetzt brauchen wir noch einen Sieg, um in die Hauptrunde zu kommen.«
»Das kann doch nicht sein, hier holt man sich ja den Tod. Die sollen mal Heizradiatoren aufstellen«, schimpfte Torhüter Johannes Bitter. Der Magdeburger stand zum zweiten Mal nach dem Auftaktmatch gegen Ägypten von Beginn an im Tor. Doch wie seine Mitspieler kam der 2,04 m große Keeper schnell auf Betriebstemperatur. Schon Mitte der ersten Halbzeit hatte Deutschland den Kataris die Grenzen aufgezeigt. Beim 11:1 (18.) führte der Olympia-Zweite bereits erstmals mit zehn Toren.
Dadurch konnte Brand frühzeitig den angeschlagenen Frank von Behren schonen, nachdem der Gummersbacher mit einem Siebenmeter sein 300. Länderspieltor erzielt hatte. Für ihn kam der Essener Oleg Velyky aufs Feld und führte sich mit einem glänzenden Anspiel zu Kreisläufer Sebastian Preiß (Kiel) ein.
Derweil fror Brand an der Auswechselbank. »Es war sehr kalt. Die Verletzungsgefahr und die Gefahr, sich zu erkälten, sind groß. Da sind die Tunesier wohl vor Probleme gestellt worden, mit denen sie nicht gerechnet haben«, sagte der Bundestrainer. »Solche Temperaturen habe ich noch nicht erlebt bei einem Handballspiel. Das ist unverantwortlich«, wetterte Mannschaftsarzt Dr. Berthold Hallmaier, der die Spieler mit heißem Tee versorgte.
Delegationsleiter Horst Bredemeier, der auf der Tribüne saß, versuchte durch Intervention beim Handball-Weltverband IHF für Abhilfe zu sorgen. »Wir haben bei Vizepräsident Staffan Holmquist angeregt, dass die hier Heizlüfter hinstellen. Ob das umgesetzt wird, weiß ich nicht«, so der DHB-Vize.
Vor allem die Abwehr stand ungleich sicherer als beim Zittersieg über Brasilien. »Ich gehe davon aus, dass die Konzentration besser sein wird«, hatte Brand vorher gesagt. Trotzdem war ihm vor dem zweiten Aufeinandertreffen mit den Asiaten nach dem 43:17 bei der WM vor zwei Jahren mulmig. »Solche Spiele sind nie dankbar. Ich verlange nicht, dass wir ein Highlight sehen«, gestand der Gummersbacher. Doch seine Ansprache nach dem Brasilien-Spiel und die Entspannung des Ruhetages hatten bei seinen jungen Spielern Kräfte frei gesetzt.
Nach neunwöchiger Verletzungspause hat Nationalspieler Markus Baur ein Comeback gefeiert. Er erzielte beim 47:24 des Bundesligisten TBV Lemgo beim Regionalligaclub VfL Hameln fünf Tore. »Markus benötigt noch viel Zeit, aber solche Testspiele sind ideal für die Eingewöhnung«, sagte Trainer Volker Mudrow.

Artikel vom 27.01.2005