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Hoyzer erklärt
seine Unschuld

Berliner Schiri-Quartett zeigte ihn an

Frankfurt/Main (dpa). Robert Hoyzer bestreitet vehement den Vorwurf des Betrugs, doch vier Berliner Schiedsrichter-Kollegen haben sich in der Manipulations-Affäre als Zeugen geoutet und den Verdacht gegen den 25-Jährigen erhärtet.Robert Hoyzer

Die Referees Lutz Michael Fröhlich und Manuel Gräfe sowie die Assistenten Olaf Blumenstein und Felix Zwayer erklärten, dass sie Hoyzer beim DFB angezeigt hätten. Gegenüber dem Vorsitzenden des Schiedsrichterausschusses, Volker Roth, hätten sie mit ihrem Schritt auf »Hinweise, Informationen und Zeugenaussagen rund um die Spiele und Spielleitungen von Robert Hoyzer« reagiert, heißt es in ihrer Stellungnahme.
Hoyzer, der die Essener Rechtsanwaltskanzlei Holthoff-Pförtner mit der Wahrnehmung seiner Interessen beauftragte, bestreitet die Vorwürfe. »Mir geht es sehr schlecht, und ich beschäftige mich Tag und Nacht mit dieser Situation. Ich habe nicht betrogen«, sagte er dem Sender TV.Berlin. Vom DFB forderte er: »Ich hätte gerne die konkreten Vorwürfe und Beweise auf dem Tisch und wüsste gerne, wer diese erhebt. Dann kann ich mich den Beschuldigungen stellen.«
Die vier Zeugen unterstrichen, dass sie keinen direkten Zusammenhang zwischen Hoyzers Entscheidungen und Wett-Betrügereien hergestellt hätten. »Wir betonen, dass wir Robert Hoyzer weder des Wettens auf eigene Spielleitungen und des Betrugs bezichtigt noch irgendwelche Hintergründe oder weitere Personen damit in Zusammenhang gebracht haben«, heißt es in der Erklärung. Man sehe aber »eine dringende Aufklärungsnotwendigkeit.«
Hoyzer steht in Verdacht, als Schiedsrichter mindestens fünf Spiele manipuliert zu haben, um Ergebnisse zu erreichen, auf die zuvor hohe Wetteinsätze getätigt worden waren. Zudem soll er versucht haben, auf die nicht von ihm geleitete Zweitliga-Partie Rot-Weiß Essen gegen den 1. FC Köln (2:2) am 22. Oktober 2004 Einfluss zu nehmen.
Der damalige Schiedsrichter-Assistent Zwayer bestätigte dass er vor der Partie per Telefonanruf zur Manipulation aufgefordert wurde. »Ich sollte durch meine Entscheidungen Einfluss auf das Spiel nehmen«, sagte der 23-Jährige, der aber in diesem Zusammenhang nicht den Namen Hoyzer nannte. »Die drei, die dieses Spiel geleitet haben, sind völlig außer Verdacht«, betonte der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger, dass man beim DFB nach wie vor die »Einzelfall-Theorie« verfolgt. Gleichwohl befürchtet man offenbar kriminelle Energie im Umfeld von Hoyzer. Darauf deutet hin, dass im DFB-Präsidium darauf gedrängt wurde, zum Schutz von Zeugen die Polizei einzuschalten.
Bei einer Vollversammlung morgen will der Verband die 44 Unparteiischen aus 1. und 2. Liga über den Stand der Dinge informieren und zugleich Verhaltensregeln ausgeben. »An sich ist es selbstverständlich, dass sich Schiedsrichter nicht an Sportwetten beteiligen. Darauf werde ich nochmals hinweisen«, sagte Roth.
Unterdessen hat die SpVgg Greuther Fürth die Annullierung der 0:1-Niederlage beim MSV Duisburg am 26. September 2004 beantragt. Dem MSV-Tor von Abdelaziz Ahanfouf war ein klares Handspiel durch dessen Mitspieler Peter van Houdt vorangegangen, das Hoyzer nicht geahndet hatte. Die Partie zählt allerdings bisher nicht zu den sechs Spielen, wegen denen der DFB ermittelt.

Artikel vom 26.01.2005