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Der Ermittler als
Krimi-Regisseur

»Null Uhr 12« von Bernd M. Lade

VonÊ Kerstin Heyde
ARD, 22.45 Uhr: Seit 1992 überzeugt Bernd Michael Lade die »Tatort«-Fans als Kain an der Seite des grummelnden Leipziger Ermittlers Bruno Ehrlicher (Peter Sodann).

Heute aber zeigt die ARD den 40-jährigen Lade in einer ganz anderen Rolle - als Regisseur und Hauptdarsteller seines ersten eigenen Kinofilms »Null Uhr 12«, der 2001 gedreht wurde. Das Leinwanddebüt des Berliners, der auf ein Regiestudium verweisen kann, ist eine Mischung aus Milieu- und Charakterstudie - die Geschichte von fünf jungen Menschen, die schicksalhaft zusammengeführt werden. Sie beginnt mit einem Überfall auf einen Geldtransporter. Fünf Personen machen sich verdächtig, weil sie kurz nach der Tat, um Null Uhr 12, auf demselben U-Bahnsteig mit einer größeren Tasche beobachtet werden.
Mit diesen vielschichtigen Charakteren, der düster-aggressiven Berlin-Atmosphäre und einigen überraschenden Wendungen ist »Null Uhr 12« ein atmosphärisch dichter und spannender Thriller in der Tradition des amerikanischen Krimis »Die üblichen Verdächtigen«. Es geht allerdings weniger um den zentralen »Coup« als vielmehr um die Lebenshintergründe der fünf Protagonisten.
Im durchweg hervorragenden Darsteller-Ensemble glänzen vor allem Meret Becker, Dieter Landuris und der Regisseur selbst als ewige Verlierer auf der Suche nach dem Glück. Bernd Michael Lade spielt den Taxifahrer und ehemaligen Kriegsfotografen Jonas. Die Besetzung dieser Rolle verlief zunächst jedoch nicht so glatt. Nach Sichtung von mehreren 100 Bewerbern war zwei Wochen vor Drehbeginn schließlich ein Kandidat übrig: ein Russe. »Obwohl wir von ihm begeistert waren, blieb nach seinem eigenen Bekunden nicht ausreichend Zeit, fließend deutsch sprechen zu lernen«, erinnert sich Lade, der aus Respekt vor der Regiearbeit keine Rolle übernehmen zu wollen. Angesichts der prekären Situation ließ er sich dennoch erweichen.
»Wir haben die Entscheidung später beim Dreh nicht eine Sekunde bereut«, beteuert Produzent Olivier Deflou. Für Bernd Michael Lade war es eine große Herausforderung, stand er doch erstmals parallel vor und hinter der Kamera. »Aber das Team gab mir die Sicherheit, mich auf jeden einzelnen voll verlassen zu können«, sagt er. Wichtig für ihn sei auch die Freundschaft mit dem erfahrenen Kameramann Michael Heiter gewesen, der schon bei »Rache«, Lades Abschlussfilm fürs Studium, die Kamera geführt hatte.
Übrigens: Der nächste Leipzig-Tatort »Feuertaufe« mit Sodann und Lade folgt am 6. Februar.

Artikel vom 28.01.2005