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Der junge IM Kjetil Lie musste beim Smartfish-Turnier in seiner norwegischen Heimat kurzfristig für seinen Landsmann Agdestein einspringen, und er schlug sich prächtig - es geht offenbar auch mal ohne Turniervorbereitung. Gegen Weltmeisterin Antoaneta Stefanova hoffte er wohl auf einen Überraschungscoup, doch die Bulgarin konterte mit einem Zug von 1843.


Evans-Gambit

Weiß: Lie
Schwarz: Stefanova

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.b4 Im heutigen Spitzenschach ist das Evans-Gambit ein seltener Vogel ... 4...Lb4 5.c3 Ld6 ... und dieser Rückzug, der den Punkt e5 überdeckt, den meisten Amateuren vermutlich völlig unbekannt. Üblich sind 5...La5 oder 5...Le7. 6.d4 Sf6 7.de5 Le5 8.Sg5?! Wir haben gelernt, dass schnelle Entwicklung vonnöten ist, vor allem dann, wenn wir Gambit gespielt haben. 8...d5! 9.ed5 Sa5 10.Da4 c6 11.dc6 0-0! Entwicklungsvorsprung um jeden Preis. 12.La3 Nach dem gierigen 12.cb7 Lb7 13.0-0 wäre 13...Lh2 eine der vielen Möglichkeiten für Schwarz, ihren Vorteil auszubauen. Lie versucht, seinen Entwicklungsrückstand ein wenig zu verringern. 12...Sc4 13.Dc4 Nein, 13.Lf8 Dd3 überlebt er kaum. 13...b5! Sie lenkt die Dame von f7 ab und bereitet so ...Te8 vor, z.B. 14.Db5 Te8 15.0-0 Dc7 16.Sf3, und dann ist 16...a5 mit der Drohung ...La6 stark. 14.Db3 Lf4! Noch ein Kracher. Das Qualitätsopfer hindert den Weißen an der so nötigen Rochade, etwa 15.0-0 Lg5 16.Lf8 Df8 17.Db5, wonach die Stellung zwar materiell ungefähr ausgeglichen, taktisch aber fast hoffnungslos für den Weißen wäre. 15.Lf8 De8 16.Kf1 Lg5 17.h4 Lh6 18.Lc5 Dc6 19.Ld4 Se4 20.Dd1 Lb7 21.Th2 Traurig, aber nötig, weil 21.Df3 Lc1 22.a4 Lb2 nicht geht. 21...Td8 22.a3 Lf4 23.g3 Le5 Weiß ist bereits verloren. So scheitern 24.Ta2 an 24...Sc3 25.Sc3 Td4 26.De1 Dc4 und 24.h5 an 24...Df6 25.De1 Sg3. 24.De1 Ld4 25.cd4 Td4 26.f3 Sg3 Brav gespielt, doch 26...Dd6 27.Sc3 Sc3 28.Dc3 Td3 reicht auch. 27.Kg1 Oder 27.Dg3 Td1 28.Kg2 Dc2. Der Rest ist Spiel auf ein Tor. 27...Sh5 28.Sd2 h6 29.Tg2 Df6 30.Tc1 Th4 31.De3 Sf4 32.Tg3 Th1 33.Kh1 Dh4 34.Kg1 Dg3 35.Kf1 Dh3 36.Kf2 Dg2 37.Ke1 Dh1 38.Kf2 Dc1 39.Df4 Dc5 40.Ke2 Ld5, und Weiß gab endlich auf.





M. Ernst, SCHACH 2004Matt in zwei Zügen




Lösung der Schachaufgabe von K. Ahlheim:

Wie kommt der Turm auf die e-Linie? 1.Tc4? und 1.Tc5? scheitern an 1...ef5! bzw. 1...ed6!. Der Schlüssel 1.Tc3! leitet die sog. konsekutive Dresdner Schaltung ein: 1...Sf5 2.Tc4 Sd6 3.Tc5 Sf7 4.Tc3 und 5.Te3 matt.



Die »Meisterpartie« schreibt der Internationale Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 19.02.2005