28.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Genießertage an der Ostsee

Wie sich Hotels am Timmendorfer Strand um Wellness-Gäste bemühen

Von Thomas Albertsen
Timmendorf (WB). Das Damenkränzchen nippt bei Leysieffer am Kaffee mit Amaretto, der Tisch biegt sich unter leckerem Kuchen - und gar nicht so diskret beweisen die prallen Armani-Tüten, dass an diesem Tisch das Finale eines erfolgreichen Einkaufsbummels stilvoll zelebriert wird.

Unterdessen sind Opa und Enkel am Strand aktiv gewesen und haben nach französischem Vorbild die Küste um ein eigenwilliges Kunstwerk bereichert. Nein, Sandburg darf man das schon nicht mehr nennen. Der große wasserumspülte Berg, auf dessen Spitze eine Kathedrale thront, wurde wohl vom Mont St. Michel inspiriert.
Auf der Seebrücke halten die Sonnenanbeter Ausschau nach dem Objekt ihrer Begierde - wann verziehen sich die Wolken, steigen die Temperaturen und machen den Weg frei für unbeschwertes Dösen im Strandkorb? Nicht mal die Oldtimer-Cabrios, die im Korso durch den Ort fahren, sind geöffnet - ihre Fahrer frieren bei lausigen acht Grad, die für den Mai einfach zu kalt sind.
Darum trifft sich die Familie letztendlich im Sea-Life-Center, um in molliger Wärme die für Schleswig-Holstein typische Meeresflora und -fauna hinter Glas zu bestaunen.
Der Investitionsstau an der Ostseeküste in Schleswig-Holstein löst sich langsam auf. Timmendorfer Strand ist ein gutes Beispiel, wie man der starken Konkurrenz in Mecklenburg-Vorpommern etwas entgegen zu setzen hat. Gewandelt hat sich das Erscheinungsbild des eleganten Seebades: mit einer schön gestalteten Fußgängerzone und Spazierwegen durch die Parks haben die Stadtväter dringend notwendige Hausaufgaben erledigt.
Die Hotels von Timmendorf haben einen grundlegenden Wandel erlebt. Gesund und fit dank regelmäßiger Wellness-Tage: Ihre Kunden sind nicht mehr die Reisenden, die für zwei oder drei Wochen zur Sommerfrische an die Ostsee fahren, sondern der Kurzurlauber, der zwei bis drei Tage in angenehmem Ambiente entspannen möchte. Ein Vorzeigeprojekt ist das »Landhaus Carstens«: Fünf Millionen Euro wurden in den vergangenen drei Jahren investiert, dafür entstanden eine schicke Dépendance mit Tiefgarage, im Haupthaus wurde unter schwierigsten Bedingungen ein sehenswertes Schwimmbad mit Sauna und kleinem Beauty-Center eingebaut. Direktor Michael Kniebes: »Auch wenn wir nur 33 Zimmer haben und unser Hauptgeschäft die Restauration mit mehr als 200 Plätzen ist - das verlangen unsere Gäste einfach, insbesondere für ein ganzjährig geöffnetes Haus.«
Und so bietet er neben Wellness auch kulinarische Höhepunkte wie erlesene Weindegustationen oder auch mal Entrecôte vom Wagyu-Rind, welches als eine der teuersten Fleischsorten gilt.
Ein Garant für ebenso genussträchtige wie auch gesundheitsfördernde, innige Stunden zu zweit bietet auch das benachbarte Maritim Seehotel. »Rote Rosen« heißt das Arrangement, das mit sanftem Licht und leiser Musik winkt und wahre Romantikwonnen verspricht. Im Zimmer wartet ein großer Strauß roter Rosen, Rosenblütenblätter verzieren das Bett, Rosenblütenbadesalz verführt zu Wannenfreuden und ein Begrüßungscocktail stimmt auf zauberhafte Stunden ein. Zu den zwei Übernachtungen im komfortablen Zimmer gehört das Schlemmerfrühstück, ein Abendessen im Seeterrassen-Restaurant mit Logenblick auf die Ostsee sowie ein Candle-Light-Dinner im sternedekorierten Gourmet-Restaurant »Orangerie« mit Apéritiv, Fünf-Gang Menü und den passenden Weinen. Küchenchef Lutz Niemann bietet auf seiner Karte Hummer ebenso wie Leber. Ein Widerspruch? »Überhaupt nicht. Rustikal-Deftiges hat auch in der Gourmetküche Berechtigung. Und werden die Speisen leicht zubereitet, passt ein solches Dinner auch in einen Wellnessurlaub, bei dem der Genuss ja ein wesentliches Element darstellt. Natürlich kommt es auf Herkunft und Qualität der Produkte an. Und dann ist die Frage der Verarbeitung entscheidend.« Welche Schwerpunkte setzt Niemann? »Ich rücke den Geschmack in den Vorderund, indem ich Saucen und Beilagen reduziere. Dazu passt Wein von einem Winzer, der die Kunst der Selektion versteht, also die Kraft der Sonne auf bestimmte Reben zu konzentrieren.«
Auskunft: Telefon 04503 / 35770, 04503 / 6080, 0180 / 5003117

Artikel vom 28.01.2005