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Der neue »General« fordert mehr Leidenschaft und Feuer

Volker Kauder bringt neuen »Zug« in das Konrad-Adenauer Haus

Von Stefan Uhlmann
Berlin (ddp). »Vertrauen ist der Anfang von allem« - diesen Werbespruch hat sich offenbar auch der neue Generalsekretär der CDU, Volker Kauder, auf die Fahnen geschrieben. In seiner Bewerbungsrede auf dem Kleinen Parteitag der CDU gestern in Berlin nahm der neue CDU-»General« das Wort »Vertrauen« gleich mehrfach in den Mund. Dieses sei der Schlüssel dafür, dass CDU und Union bei den Menschen wieder ankommen.
Norbert Röttgen ist ein Wunschkandidat von Angela Merkel.

Im vergangenen Jahr hatte die Union mit ihrem Streit um Personen und Gesundheitspolitik viel Vertrauen verloren. Das soll sich mit dem 55-Jährigen aus Baden-Württemberg an der Seite von Parteichefin Angela Merkel ändern. Die Zusammenarbeit zwischen ihm und Merkel dürfte keine Probleme aufwerfen. Sie werde mit ihrem neuen General ein »tolles Gespann« bilden.
In Sachen Kampagnenfähigkeit und Vorbereitung von Wahlkämpfen hat Kauder nach 14 Jahren Tätigkeit als Generalsekretär der baden-württembergischen CDU große Erfahrung. Mit Kauder werde mehr »Zug« ins Konrad-Adenauer-Haus einziehen, meint daher auch Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU).
Kauder selbst sprach von »Feuer« und »Freude«, mit der er seinen neuen Job ausüben wolle. Dabei wird er künftig zwangsläufig öfter im Mittelpunkt stehen. Als Erster Parlamentarischer Geschäftsführer war er in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zwar schon die rechte Hand von Merkel, jedoch zog er dort eher im Hintergrund die Fäden.
Der Fähnrich der Reserve gilt als effektiv arbeitender und geradliniger Politiker, der offen seine Meinung sagt. 2002 setzten sich der baden-württembergische CDU-Landesverband und auch Kauder noch für Edmund Stoiber (CSU) als Kanzlerkandidat ein. Jetzt will Kauder Merkel »nach Kräften unterstützen«.
Sollte die Union die Wahl 2006 gewinnen, muss das Amt des Parteimanagers nicht der Höhepunkt von Kauders Karriere gewesen sein. Über seine Eignung als Kanzleramtsminister wurde bereits öfter spekuliert.
Kauder erhielt gestern 98 von 98 Stimmen. Ein derartiges Ergebnis für einen Generalsekretär ist nicht in Erinnerung. »Das Signal der Einmütigkeit ist ein gutes Omen«, meinte die Parteivorsitzende.
Und mit einem »kleinen Kulturkampf« gab Kauder schon einmal die Angriffsrichtung auf SPD und Grüne vor: Vor noch nicht langer Zeit seien die Menschen nach ihrer Rasse oder ihrer Hautfarbe bewertet worden. Und die DDR habe das sozialistische Menschenbild gezeichnet. Rot-Grüne versuche den Menschen in ihre Richtung zu erziehen, und wenn das nicht gelinge, werde eben ein Anti-Diskriminierungsgesetz in die Wege geleitet. »Wir legen es nicht darauf an, den Menschen umzuerziehen. Wir nehmen ihn, wie er ist.« Dies sei Politik auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes.
Der 1949 in Sinsheim bei Heidelberg geborene Kauder stammt aus einer politischen Familie. Sein Vater war in Singen Stadt- und Kreisrat, Volker Kauder selbst wurde mit 16 Jahren Mitglied der CDU. Seit 1990 ist der Jurist, der in Tuttlingen lebt, Mitglied des Bundestages. Elisabeth Kauder, mit der er seit 1976 verheiratet ist, ist die Tochter des Ex-Bundestagsabgeordneten Hermann Biechele. Und der ein Jahr jüngere Bruder Siegfried folgte 2002 für die CDU in den Bundestag.
Der CSU-Chef Edmund Stoiber setzt auf eine gute Zusammenarbeit mit Kauder. Stoiber betonte gestern in München, Kauder sei ein »ganz vorzüglicher« Politiker.
Der Jurist Norbert Röttgen soll Erster Parlamentarischer Geschäftsführer werden. Mit engagierter Arbeit in zahlreichen Parlamentsgremien ist der 39-Jährige zu einem CDU-Hoffnungsträger avanciert. Er vertritt seit 1994 den Wahlkreis Rhein-Sieg-Kreis II im Bundestag und ist seit 2000 auch stellvertretender Vorsitzender der einflussreichen CDU-Landesgruppe NRW. Röttgen wurde am 2. Juli 1965 im nordrhein-westfälischen Meckenheim geboren. Nach dem Jurastudium wurde er 1993 als Rechtsanwalt am Landgericht Köln sowie sechs Jahre später auch am Oberlandesgericht zugelassen. 1982 trat Röttgen in die CDU ein.
Der CDU-Abgeordnete Jürgen Gehb soll nach Informationen der Zeitung »Die Welt« neuer rechtspolitischer Sprecher werden. Der ehemalige Richter am Hessischen Verwaltungsgericht besetzt damit Norbert Röttgens bisherigen Posten.

Artikel vom 25.01.2005