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Wetten in der Grauzone

»Dreher« können die Quoten um das Vielfache steigern

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Der Markt ist unübersichtlich. Wer im Internet nach Online-Live-Wetten sucht, stößt auf ein immenses Angebot. Alles geht: So war es auch am 21. August möglich, trotz eines Paderborner 0:2-Rückstandes noch auf einen Sieg gegen den HSV zu wetten.

Während der laufenden Partie zu zocken, kann Super-Quoten bringen. Wer in der Schlussphase auf eine zurückliegende Mannschaft wettet, kann im Erfolgsfall das 20- bis 40-fache an Gewinn verbuchen. Und auffallend an den von Robert Hoyzer geleiteten Spielen sind einige möglicherweise höchst einträgliche »Dreher«.
Was passiert ist, weiß Norman Albers nicht, aber der Vorstandssprecher des Deutschen Buchmacherverbandes verweist auf Informationen, die nahe legen, dass hier abkassiert werden sollte: »Es gibt Hinweise, dass zuerst Beträge auf eine Hamburger 2:0-Führung und dann auf den 4:2-Endstand für Paderborn gesetzt worden sind.« Illegal seien solche Wetten nicht. Er spricht von einer »Grauzone«. Die Lizenzen für weltweit angebotene Wetten im Internet sind oft dubios. »Die haben eine«, meint Albers, »woher auch immer.«
Die reguläre Quote für einen Paderborner Erfolg lag bei 5,6:1, auch schon nicht schlecht. Erhöhte Einsätze wurden vor allem in Berlin registriert. »Sie gingen über das normale Maß hinaus«, berichtete Erwin Horak, Präsident der Staatlichen Lotterieverwaltung Bayern, die auch für »Oddset« zuständig ist. Nur »Oddset« verfügt über die staatliche Lizenz für das sportliche Glücksspiel in Deutschland. Dazu kommen die privaten Anbieter Sportwetten Gera, Interwetten, Digibet und Betandwin.de. Sie erhielten ihre Lizenzen zu DDR-Zeiten und behielten sie nach der Einheit.
Eine gesetzlich klar geregelte Zulassung aller privaten Sportwetten verlangt der Bund Deutscher Buchmacher. Albers will hier durchsichtige Verhältnisse: »Es muss Transparenz in die Wetten kommen. Nur so kann ein ungewöhnlicher Einsatz bekannt gemacht und vor möglichen Manipulationen früh gewarnt werden.«
Auch hierzulande blüht das Wettgeschäft unter der Hand, in Ostwestfalen-Lippe sollen etwa 50 freie »Zockerstuben« existieren, obwohl ihnen das Land die Rechtmäßigkeit abspricht. Dazu führt die Spur ins Ausland. Albers erklärt, warum das so ist: »Die Länder sind durch Oddset größter Buchmacher und wollen private Konkurrenz unterbinden, dadurch werden enorme Einsätze ins Ausland verschoben und der Markt bleibt undurchsichtig. Das erleichtert auch Manipulationen bei uns.«

Artikel vom 25.01.2005