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»Erdbeeren im
Januar« ein
Leckerbissen

Schwungvoll-amüsante Komödie

Von Malte Samtenschnieder
Brackwede (mcs). Keinen »kalten Kaffee« sondern ein turbulentes Potpourri verzwickter »amouröser Verwicklungen« aus dem Alltag eines kanadischen Cafés tischten Hardy Krüger jr., Stephanie Kellner, Rainer Guldener und Jenny Bischoff am Sonntag bei ihrem Gastspiel in der Aula der Realschule Brackwede auf. Für schwungvoll kredenzte »Erdbeeren im Januar« spendete das Publikum reichlich Szenen- sowie einen lang anhaltenden Schlussapplaus.

Wer sich im Vorfeld seines Theaterbesuchs auf einen Abend der Sorte »Platz nehmen, zurücklehnen und unbeschwert genießen« eingestellt hatte, war von der Aufführung des munter aufspielenden Tournee-Ensembles möglicherweise etwas überrascht. Denn nur derjenige, der die vielschichtige Handlung der romantischen Komödie von Evelyne de la Chenelière sehr aufmerksam mitverfolgte, hatte die Chance, den Reiz des Stückes zu erfassen.
Sehr komplex gestaltete sich speziell das zeitliche Gefüge der schlaglichtartig aneinander gesetzten Beziehungsszenen. Bisweilen verschwammen dabei die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen rosarotem Wunschtraum und grauer Realität. Mit zielgenauem Pointen-Zuspiel taten die souveränen Darsteller jedoch das ihre, den roten Faden der Handlung stets für das Publikum sichtbar zu machen.
Nicht nur den Flirt mit Partnerin Stephanie Kellner meisterte Hardy Krüger jr. bravourös. Auch die Herzen der Zuschauer eroberte der charmante Gigolo im Sturm. Denn allzu plastisch führte er ihnen die Seelenqualen eines unglücklich verliebten Drehbuch-Autors vor Augen, der kellnert, um zu überleben. Wortgewandt und energiegeladen bot ihm seine attraktive Gegenspielerin dabei - natürlich - reichlich contra.
Und auch im Leben des von Rainer Guldener mit großem Pathos verkörperten Literaturprofessors sowie der von Jenny Bischoff mit viel Herz gemimten Hotelchefin war am Ende nichts, wie es anfangs schien.
Weitere Überraschungsmomente gewann die von vornherein auf »Happy-End« programmierte Handlung durch das multi-funktionale Bühnenbild. Durch regelmäßige Neuausrichtung der geschwungenen Elemente ergaben sich immer wieder neue optische Eindrücke. Von großer Liebe zum Detail zeugte auch, dass sich das knallige Orange der Café-Haus-Reklame zeitweilig in Krawatte und Jackett von Hardy Krüger jr. wiederfand.
Dass sich die Darsteller letztlich nicht nur schluchzend in den Armen lagen, sondern für das Schlussbild in ausgefallener Hochzeitsgarderobe erschienen, legte der Handlungsverlauf mehr als nahe, waren doch auch die vorherigen Irrungen und Wirrungen sehr stark überzeichnet. Auf der Zunge zergehen ließ sich das Publikum das köstliche Finale: Wo auch sonst bekommt man momentan derart süße »Erdbeeren im Januar«?!

Artikel vom 25.01.2005