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Armut mitten in Deutschland

Report über Menschen am Rande

ZDF, 22.15 Uhr: Das Thema Armut prägt in Deutschland längst den Alltag vieler Menschen. Das Zweite porträtiert in seiner renommierten Reihe »37 Grad« drei Fälle, in denen Menschen am Rande des Existenzminimums leben.

In der Reportage »Knapp bei Kasse - Leben am finanziellen Limit« berichten Autor Gregor Bialas und die Kameramänner Ralph Zeilinger und Marcus Becker über die siebenköpfige Familie Donner-Kirchner, den allein stehenden obdachlosen Caro und die allein erziehende Michaela Karl, die sich und ihre zwei Kinder durchbringen muss.
Zum ersten Fall: Samstags ist Badetag bei Familie Donner-Kirchner. Dann heißt es: Ab in den Keller. Denn dort befinden sich die Gemeinschaftsduschen in der Obdachlosensiedlung »Zwerchallee« in Mainz. Ein deprimierendes Ritual für die siebenköpfige Familie, die nun schon seit sechs Jahren um ihre Einkünfte ringt. Eigentlich sollte der Aufenthalt in der Obdachlosensiedlung nur eine Übergangslösung sein, um wieder auf die Beine zu kommen. Obwohl der Vater jetzt wieder arbeitslos ist, geben Donner-Kirchners nicht auf. Mit einer neuen Wohnung und vor allem neuem Mut soll wieder alles besser werden.
Fall zwei: Der 56-jährige Caro ist immer knapp bei Kasse und obdachlos. Für 80 Euro im Monat arbeitet er in der Kleiderkammer einer karitativen Einrichtung - kostenloses Mittagessen aus der Armenküche bekommt er auch. Zur Zeit übernachtet er auf der Wohnzimmercouch eines Bekannten. Wie lange er dort noch geduldet wird, weiß er nicht. Weil seine Eltern ihm eine kleine Erbschaft hinterließen, hat Caro keinen Anspruch auf Sozialhilfe. Das Geld rührt er aber vorerst nicht an, er betrachtet es als seine Altersversorgung. Solange er aber Vermögen besitzt, gibt es keine Unterstützung. Das kümmert ihn wenig. Er hat alles, glaubt er, was ein Mensch zum Leben braucht.
Fall drei: Michaela Karl hätte gerne mehr. Die allein erziehende Mutter von zwei Kindern hält sich mit Sozialhilfe und Aushilfsjobs über Wasser. Sie versucht alles, um ihren Kindern so etwas wie Lebensfreude zu vermitteln. Dazu gehört auch der wöchentliche Reitunterricht. Der Preis dafür ist hoch. Denn zum Leben bleiben der dreiköpfigen Familie dann nur noch 3,60 Euro täglich. Jetzt spielt sie mit dem Gedanken, wieder zurück in den Osten zu gehen. Auf der Suche nach einem Job fährt sie - zum ersten Mal nach fünf Jahren - wieder in ihre Heimatstadt Oschatz bei Leipzig.

Artikel vom 25.01.2005