25.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Arminia hat ein
kleines Problem
mit der Größe

Erst vier Kopfballtore in 18 Spielen

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Gute Fußballer hat der DSC Arminia Bielefeld gewiss eine ganze Menge. Aber hat er auch Große? Kaum. Speziell in der Offensive mangelt es dem Fußball-Bundesligisten akut an Kickern, die auch mal mit Köpfchen treffen können. Ein Grund dafür, warum der Aufsteiger in 18 Spielen erst 19 Tore erzielt hat.

Nein, vor einem Kopfballungeheuer in Reihen der Ostwestfalen braucht sich nun wirklich kein Gegner zu fürchten. Einzig Patrick Owomoyela mit seinen drei von insgesamt nur vier Arminia-Kopfballtreffern kann mit ein bisschen guten Willen dieser Fußballer-Spezies zugerechnet werden.
Gegen Hamburg, Freiburg und Rostock erzielte der Nationalspieler Tore mit der Stirn. Zufall? Nein. Mit 1,87 Metern Körperlänge könnte »Owo« allen Arminia-Offensiven auf den Kopf spucken. Und müsste sich dafür nicht einmal auf die Zehenspitzen stellen.
Denn auf Diego Leon (1,67 Meter), Roberto Pinto (1,68 Meter), Ervin Skela (1,70 Meter) und Fatmir Vata (1,69 Meter) müssen schon Delron Buckley und Marco Küntzel mit ihren 1,76 Metern wie Riesen wirken. Buckley erzielte übrigens seine zehn Saisontore alle per Fuß. Ebenfalls kein Zufall.
Als Uwe Rapolder in Mönchengladbach eine Viertelstunde vor Schluss einen Doppelwechsel durchführte (Leon und Pinto für Dammeier und Küntzel), müssen sich die Gladbacher Verteidiger jedenfalls vorgekommen sein wie auf einer Aussichtsdüne.
Vielleicht ist das Größenproblem auch der Grund, warum DSC-Trainer Uwe Rapolder fast gänzlich auf das Trainieren so genannter Aktiv-Standardsituationen verzichtet. Also auf solche, bei denen sein Team selbst in der ausführenden Rolle ist. Im Anschluss an einen Freistoß oder Eckball erzielte Bielefeld bislang jedenfalls erst ein einziges Tor. Nur Owomoyela hatte in Hamburg nach einer Ecke mal mit dem Kopf getroffen. Es mangelt einfach an Abnehmern hoher Bälle.
Können die Längennachteile sogar auch der Grund dafür sein, dass der DSC so viele Treffer (6) nach Standardsituationen kassiert hat? Zwar stehen in Matthias Langkamp, Benjamin Lense und Petr Gabriel drei Türme in Arminias Abwehr, die es im Luftduell erstmal zu besiegen gilt. Aber reicht das auch, um sich bei hohen Hereingaben nicht stets einem ungleichen Duell mit gegnerischen Angreifern ausgesetzt zu sehen?
Auch die Spieler, die Arminia während der Winterpause verpflichtete, werden kaum eine Trendwende herbeiführen können. Im Gegenteil. Pinto und Leon sind gute Fußballer, deren spielerisches Können die Arminia voran bringen wird. An Körpergröße mangelt es aber auch diesen zweien.
Darum arbeitet die Clubführung weiter an der Verpflichtung von Radomir Dalovic (NK Zagreb, 1,88 Meter). »Dann hätten wir einen, der auch mal mit dem Kopf an einen Ball kommt«, sagt Thomas von Heesen. Und auch der Kroate Besnik Ramadani (AC Siena) ist einer, der ebenfalls getrost hoch angespielt werden darf. Für welchen der Stürmer sich die Arminia auch entscheidet: Die körperliche Voraussetzung, um eine Besserung herbeizuführen, bringen beide mit.
Bis es soweit ist, gilt für alle anderen Arminen in der Offensive nach wie vor nur ein Motto: Immer schön den Ball flach halten.

Artikel vom 25.01.2005