25.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Sachverständigenrat der Bundesregierung

Keine leisen Weisen


Wenn sie geschwiegen hätten, wären sie »die Weisen« geblieben. So aber hat der öffentliche Streit zwischen dem bisherigen Vorsitzenden des Sachverständigenrats der Bundesregierung, Wolfgang Wiegard, und dem Neuen in diesem Gremium, Peter Bofinger, deutlich gemacht: Es geht -Ê natürlich auf »höherer« professoraler Ebene -Êbei der Begutachtung der wirtschaftlichen Lage immer auch um die Auseinandersetzung unterschiedlicher Interessen.
Im Unterschied zu früher, als der Streit meistens noch hinter verschlossenen Türen ausgefochten wurde, suchen die Kontrahenten heute selbst die Präsenz in Medien. Mit Bert Rürup wurde jetzt ausgerechnet eines der Mitglieder zum Vorsitzenden ernannt, das auf dieser Klaviatur seit Jahren besonders erfolgreich spielt. Es gibt kaum eine Frage zum Sozialsystem, zu der er sich noch nicht geäußert hätte.
Trotzdem ist seine Wahl noch die beste der vorliegenden Alternativen. Rürup ließ sich, obwohl SPD-Mitglied, in der Vergangenheit nicht vor den Parteikarren spannen. Sein Vorschlag einer Kopfpauschale zur Finanzierung der künftigen Krankenversicherung beispielsweise ist bei der Koalition auf schroffe Ablehnung gestoßen, während Oppositionsführerin Angela Merkel daran weiter Gefallen findet. Rürup wird versuchen müssen, aus den »Weisen« wieder ein Team zu formen. Sonst wird es künftig nicht mehr ernst genommen. Bernhard Hertlein

Artikel vom 25.01.2005