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HVB schreibt
Milliarden ab

Großbank überraschend mit Verlust

München (ddp). Überraschend hat die Hypo-Vereinsbank (HVB) eine Umgestaltung ihres anhaltend problematischen Immobiliengeschäfts beschlossen. Zudem nimmt Deutschlands zweitgrößte Bank Sonderwertabschreibungen von 2,5 Milliarden Euro vor, die ihr 2004 einen Verlust bescheren. Die Dividende fällt damit aus.

In der Folge nahm auch die Münchener Rückversicherung, die noch etwa 18 Prozent an der HVB hält, ihr Ergebnisziel für 2004 zurück. Die Börse quittierte die Nachrichten mit Kursverlusten nicht nur für die Bank und den Rückversicherer, sondern auch für die Allianz, die mit 9,4 Prozent an der Münchener Rück beteiligt ist.
Die HVB wird risikobehaftete Alt-Engagements bei Immobilien in einer eigenen Einheit, der »Real Estate Restructuring«, bündeln und über den Kapitalmarkt abbauen. Das Volumen dieses Segments soll 15 Milliarden Euro betragen. Zugleich nimmt die Bank eine Neubewertung der Immobilienbestände vor, die zu einer Sonderabschreibung von 2,5 Milliarden Euro führt. »Die Sonderwertberichtigung wird im Konzernabschluss 2004 berücksichtigt und zu einem entsprechenden Verlustausweis führen«, erklärte das Unternehmen. Nach einem Betriebsergebnis von 898 Millionen Euro in den ersten neun Monaten war der Markt bislang von einem positiven Ergebnis ausgegangen.
Im Jahresabschluss 2004 will die HVB zusätzlich eine Rückstellung von 250 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem angekündigten Programm zur Steigerung der Effizienz verbuchen. Mit der Umstrukturierung schaffe das Institut »wesentliche Voraussetzungen zum zügigen Erreichen eines wettbewerbsfähigen Profitabilitätsniveaus«, erklärte Vorstandssprecher Dieter Rampl.
Bei Analysten und Anlegerschützern rief die Ankündigung der HVB zum Teil heftige Reaktionen und Spekulationen hervor. Die Sonderabschreibungen machen die HVB nach Einschätzung eines Londoner Händlers attraktiver für eine Übernahme. »Die Braut macht sich schön«, kommentierten auch Marktteilnehmer in Frankfurt und Paris.
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sieht das Vertrauen in das HVB-Management beschädigt. Die Wertberichtigungen seien eine große Überraschung, sagte am Freitag SdK-Vorstandsmitglied Markus Straub. Man sei davon ausgegangen, dass eine Bereinigung der Probleme in dem Konzern bereits stattgefunden habe.

Artikel vom 22.01.2005