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Skandal um Schiri Hoyzer

DFB ermittelt gegen den Berliner: falsche Pfiffe auch in Paderborn?

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
und Matthias Reichstein
Paderborn/Berlin (WB/dpa). Fünf Monate nach der 4:2-Pokal-Sensation des SC Paderborn 07 gegen den Bundesligisten Hamburger SV beschäftigt der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte des Regionalligisten den deutschen Fußball-Bund.

Der Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer soll diese Partie am 21. August 2004 manipuliert haben. Der 25 Jahre alte Unparteiische steht unter dem dringenden Verdacht, von ihm geleitete Pokal- und Zweitliga-Spiele serienweise manipuliert zu haben, auf deren Ausgang er zuvor gewettet hatte. 34 Jahre nach dem Bundesliga-Skandal erlebt der deutsche Fußball-Bund erneut eine Betrugsaffäre.
»Wir haben seit Freitag die Erkenntnis, dass dieser Schiedsrichter Spiele manipuliert hat«, sagte Theo Zwanziger dazu in der ARD-Sportschau. Der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes sprach von »Betrug«, dies sei ein »Punkt, der auch von den staatlichen Organen untersucht werden muss«.
Das DFB-Präsidium wird heute zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen, nachdem der Verband in der vergangenen Woche von Zeugen auf den möglichen Betrug hingewiesen worden ist. Konkret benannt wurde bisher das Erstrundentreffen im DFB-Pokal zwischen Paderborn und dem HSV. Die Gastgeber hatten nach zwei höchst umstrittenen Elfmeter-Entscheidungen und einem allerdings als gerechtfertigt eingestuften Platzverweis gegen Emile Mpenza 4:2 gewonnen. Als Opfer sehen sich nun die Sieger an, deren Trainer Pavel Dotchev gestern beklagte: »Unsere Erfolge werden jetzt in Frage gestellt. Das hat die Mannschaft nicht verdient.«
Nach einer Vernehmung von Hoyzer und Zeugen am vergangenen Freitag in Frankfurt verdichtete sich für den ermittelnden DFB-Kontrollausschusschef Horst Hilpert der Tatverdacht. Der als aufstrebendes Talent geltende Referee wies gegenüber dem Vorsitzenden des Schiedsrichterausschusses, Volker Roth, alle Vorwürfe zurück. Hoyzer trat aber trotzdem aus seinem Verein Hertha BSC Berlin aus. Er entgeht somit der Sportgerichtsbarkeit des DFB.
»Die Vorwürfe sind massiv. Es geht möglicherweise auch um andere Spiele«, sagte DFB-Sprecher Harald Stenger. Als betroffener Verein will der HSV Entschädigung fordern. Annulierungen von Ergebnissen bezeichnete der Verband gegenwärtig als unmöglich.

Artikel vom 24.01.2005