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Die Zahl der jungen Raucher bereitet Sorge

Ärztliche Fortbildung über Lungenkrebs - 1,2 Millionen Fälle

Von Sabine Schulze
Bielefeld (WB). 1,2 Millionen Menschen erkranken jedes Jahr neu an Lungenkrebs - mehr als an Brustkrebs (eine Million Neuerkrankungen weltweit) und mehr als an Darmkrebs (940 000). Und fast 18 Prozent der Menschen, die jedes Jahr an Krebs sterben, sterben am Lungenkrebs, der aggressivsten Tumorerkrankung.

Mit dem Bronchialkarzinom hat sich jetzt eine ärztliche Fortbildung des noch jungen Interdisziplinären Qualitätszirkels Pulmo - kurz IQ Pulmo - befasst.
Eines der größten Risiken, an Lungenkrebs zu erkranken, ist das Rauchen. »Ein Raucher hat ein siebenfach erhöhtes Risiko«, sagt Dr. Theodor Windhorst, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie und Thorakale Endoskopie an den Städtischen Kliniken Mitte und Leiter der Fortbildung. Insofern erfüllt es die Mediziner mit Sorge, dass gerade die Teenager zunehmend zu den Glimmstengeln greifen - zumal sie aus Geldmangel oft den Feinschnitt wählen und dann ohne Filter »qualmen«.
Angesichts des hohen Lungenkrebsrisikos von Rauchern denkt die medizinische Forschung über Möglichkeiten der Früherkennung nach. »Reihen-Röntgenuntersuchungen haben sich nicht bewährt«, sagt Windhorst. Eine spezielle Computertomographie allerdings könnte schon kleine Tumore entdecken, und geforscht wird an der »Sputum-Zytologie«, bei der im Auswurf eines Patienten nach der DNA eines Tumors gesucht wird. »Die derzeit preiswerteste Variante ist die Fluoreszenz-Endoskopie, die auch Tumore in der Schleimhaut sichtbar macht, die man ansonsten noch nicht entdecken würde.«
Ein deutliches Warnsignal sollte für einen Raucher ein chronischer Husten sein. Ebenso gibt es typische Verformungen der Fingernägel, so genannte »Uhrglasnägel«. Tumore im ersten Stadium - mit einem Durchmesser unter drei Zentimetern - sind in aller Regel ein Zufallsbefund. »Dann sind noch keine Lymphknoten befallen und der Patient hat noch keine Symptome.« Im zweiten Stadium wird ein Drittel der Bronchialkarzinome entdeckt. Die Fünfjahresüberlebensquote liegt nach OP bei 67 Prozent, bei Zusatztherapien bei etwa 80 Prozent. Wichtig sei, betont Windhorst, radikal zu operieren: Bleiben kleinste Tumorreste übrig, wird mit dem Eingriff keine Lebensverlängerung erreicht. Zusatztherapien sind Chemotherapie, Bestrahlungen und Therapien auf molekularer Basis. »Sie unterdrücken medikamentös die Wachstumsfaktoren, die ein Tumor erzeugt.« Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung werden Zusatztherapien eingesetzt, um überhaupt erst einmal durch eine Tumorverkleinerung eine Operation zu ermöglichen.
Neben Therapiemöglichkeiten und Schmerzbehandlung haben die Teilnehmer des Symposiums auch die Zusammenarbeit zwischen Haus-, Facharzt und Kliniker zum Thema gemacht. »Hier müssen Schnittstellen zu Nahtstellen werden. Davon profitieren die Patienten, und es ist ökonomischer, weil Doppeluntersuchungen unterbleiben«, betont Windhorst.

Artikel vom 28.01.2005