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Ein bayerisches Staatsbegräbnis

15 000 begleiteten Moshammer auf dem letzten Weg - Millionen am TV

München (dpa/ddp/AP). Auch am Tag danach erwiesen sie »Mosi« ihre Referenz: Mehr als 1000 Menschen pilgerten gestern zum Familien-Mausoleum Rudolph Moshammers, der tags zuvor, einem bayerischen Staatsbegräbnis gleich, von 15 000 auf seinem letzten Weg zum Münchener Ostfriedhof begleitet worden war.

Die Menschen hatten Tränen in den Augen, viele kamen mit Blumen: Der tragische Tod des Modeschöpfers, Paradiesvogels und Münchener Originals bewegte die Landeshauptstadt wie kaum ein anderer Sterbefall in den vergangenen Jahren. In einer mehrstündigen Zeremonie nahmen am Samstag Moshammers Freunde und Bekannte, aber auch zahlreiche Münchner Bürger von dem 64-Jährigen Abschied, der am 14. Januar in seinem Haus ermordet worden war. »Jetzt gibt es noch einen Münchner im Himmel«, hieß es in Anspielung auf ein Stück des bayerischen Schriftstellers Ludwig Thoma.
Auf den Stufen des Mausoleums lag gestern ein Meer von Blumen. Einige Besucher schossen ein Erinnerungsfoto, andere entzündeten ein Grablicht. Am Samstag säumten Tausende nach der Trauerfeier in der Allerheiligen-Hofkirche die Straßen, alle wollten durch die Scheiben des Leichenwagens einen Blick auf den Sarg erhaschen. Um die sechs Millionen Menschen gar sahen im Fernsehen die Bilder, die live und später zusammengefasst auf fast allen Kanälen gesendet wurden. Yorkshire-Hündchen Daisy, angetan mit einer schwarzen Schleife, durfte auf dem Arm von Moshammers Chauffeur, des »Herrn Andreas«, zur Zeremonie in der Kirche und auf dem Friedhof - für die Hundedame gab es eine Sondergenehmigung.
Bei der Trauerfeier sagte Pfarrer Christian Stalter: »Nicht nur für viele Münchner war er ein einmaliger Mensch, dem es scheinbar gelang, seine Träume Wirklichkeit werden zu lassen. (...) Manches spricht aber dafür, dass sein Auftreten, sein Gespür für das Öffentliche, eine Flucht aus einer weiten Einsamkeit war, die ihn zutiefst bewegte. Manches spricht dafür, dass bei allem Wohlstand vieles, sehr vieles unerfüllt blieb. Vieles in seinem Leben bleibt rätselhaft und letztlich nicht verstehbar.« Moshammer habe nie vergessen, dass ihm, oft unverdient, vieles im Leben geschenkt wurde. Dank dafür habe er in seinem Engagement für die Obdachlosen gezeigt.
Hochbegehrt sind unterdessen die Sterbebildchen, die bei der Trauerfeier und auf dem Friedhof verteilt wurden. Fans boten im Internetauktionshaus eBay knapp 60 Euro. Es gibt 10 000 davon.

Artikel vom 24.01.2005