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Friedensfeiern und Hungersnot

Im Sudan zeitgleich Einigung und Aufstand - 2010 Referendum im Süden

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). Freudentänze über den Friedensschluss und zunehmend schlechter zu erreichende Flüchtlinge in der Provinz Darfur: Die Lage im Sudan bleibt trotz guter Nachrichten unübersichtlich.

In Afrikas größtem Flächenstaat haben Regierung und Rebellen nach zwei Jahrzehnten Bürgerkrieg endlich Frieden geschlossen. Die Vereinten Nationen hoffen jetzt auf eine Signalwirkung auch auf den Konflikt in Darfur. An der Unterzeichnung der Abkommen nahmen die Präsidenten des Sudans und Südafrikas, Omar el Baschir und Thabo Mbeki, teil. UN-Generalsekretär Kofi Annan sprach überschwänglich von einer »neuen Ära des Friedens im Sudan«.
In einer sechsjährigen Übergangszeit wird der Süden seine eigenen Truppen behalten. Danach folgt ein Referendum über die sehr wahrscheinliche Abspaltung des Südens.
Hintergrund des Konflikts sind Streit um Bodenschätze sowie die kulturellen Gegensätze zwischen den im Süden lebenden Christen sowie Anhängern animistischer Naturreligionen und dem islamisch geprägten Norden, wo die Scharia herrscht. Der Bürgerkrieg hat mehr als zwei Millionen Menschen das Leben gekostet. In Darfur dauern die Kämpfe an. In dem Konflikt zwischen Rebellengruppen der dort lebenden Völker und arabischen Kämpfern, die auf Seiten der Regierung stehen, sind seit 2003 etwa 70 000 Menschen ums Leben gekommen und 1,8 Millionen Bewohner vertrieben worden.
Die Hilfsorganisationen berichten von wachsenden Schwierigkeiten bei der Versorgung von Menschen, die nicht in den Lagern Schutz gefunden haben. Ein französisches TV-Team dokumentierte in dieser Woche noch, wie bislang freie Versorgungswege inzwischen von regierungsnahen Milizen kontrolliert werden.
Die Ölvorkommen Sudans werden derzeit von China erschlossen. Mit der Aufhebung von Wirtschaftssanktionen dürfen auch amerikanische Firmen in das Geschäft einsteigen. Das US-Magazin »Newsweek« sieht einen neuen »sino-amerikanischen Konflikt um Ölvorkommen« aufziehen.
Im Süden plant die deutsche Firma Thormählen Schweißtechnik AG den Bau einer 2500 Kilometer langen Eisenbahnlinie vom Süden über Uganda bis nach Kenia. Gesamtkosten: drei Milliarden Euro. Insgesamt handelt es sich um das größte deutsche Investitionsvorhaben in Afrika. Mit dem Bau mehrerer Bahnlinien könnten vier ostafrikanische Staaten zu einem einheitlichen Wirtschaftsraum verknüpft werden.

Artikel vom 22.01.2005