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»Holocaust«
erregte 1979
die TV-Nation

Arte wiederholt den US-Vierteiler

Arte, 20.40 Uhr: Das englische Wort »Holocaust« war 1978 in der deutschen Sprache noch unbekannt. Doch dann sorgte der amerikanische Fernsehfilm gleichen Namens dafür, dass die Gesellschaft für deutsche Sprache »Holocaust« zum »Wort des Jahres« 1979 wählte.
Meryl Streep spielt im US-Vierteiler »Holocaust« die Jüdin Inga Helms-Weiss. Foto: Arte

Zum 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz sendet der deutsch-französische Kultursender Arte noch einmal den Vierteiler, der vor einem Vierteljahrhundert international Aufsehen erregte und in Deutschland heftige Auseinandersetzungen auslöste.
Erstmals wurde der Massenmord an den Juden einem großen Publikum als dramatische Fernsehgeschichte nahe gebracht: Die jüdische Familie Weiss gerät in die Mord-Maschinerie des Nazi-Staats, und der Jurist Dorf kommt dadurch zu Einfluss und Karriere. Arte strahlt den insgesamt fast sieben Stunden langen Film von heute bis Donnerstag jeweils um 20.40 bzw. 20.45 Uhr aus.
Die vielfach preisgekrönte Produktion machte 1978 die Schauspielerin Meryl Streep in der Rolle der zerbrechlichen Inga Helms-Weiss zum internationalen Star. Und die Gesichter von Fritz Weaver als Arzt Dr. Josef Weiss, James Woods als Künstler Karl Weiss und Michael Moriarty als SS-Offizier Erik Dorf prägten sich auch dem deutschen Publikum ein. Dabei war es zunächst ungewiss, ob das öffentlich-rechtliche Fernsehen - Privatsender gab es noch nicht - den Film überhaupt ausstrahlen würde. Umstritten war, ob eine kommerzielle amerikanische Produktion das Geschehen angemessen darstellen könnte.
Da sich die Intendanten der ARD-Sender nicht über eine Ausstrahlung im Ersten Programm einigen konnten, wurde er als »Kompromiss« in allen Dritten Programmen gleichzeitig gezeigt - am 22., 23., 25. und 26. Januar 1979 jeweils um 21. Uhr. Das Interesse war riesig. Nach Umfrageergebnissen sah jeder zweite Erwachsene zumindest Teile, etwa jeder dritte den kompletten Film. Besonders junge Menschen waren fasziniert und erschüttert. Zwei Drittel der 14- bis 29-Jährigen sahen »Holocaust«. Knapp vier Jahre später kam der Vierteiler auch ins »Erste«.
Nach dem ersten Teil von »Holocaust« bringt Arte heute um 23 Uhr die Dokumentation »Wir müssen das erzählen« mit Erinnerungen eines Auschwitz-Überlebenden. Morgen folgen um 22.15 Uhr der Dokumentarfilm »Hollywood und der Holocaust« und eine Diskussion. Einen Tag später dokumentiert der Film »KZ Falkenau« um 22.10 Uhr, wie der US-Regisseur Samuel Fuller als GI Filmaufnahmen von der Befreiung des Konzentrationslagers machte. Nach dem letzten Teil erzählt am Donnerstag um 22.25 Uhr der Schriftsteller Joseph Bialot, wie er Auschwitz überlebte.

Artikel vom 24.01.2005