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Kombination
von Kunst
und Wohnen

»Wohnstudio« wird zur Galerie

Von Ulrich Hohenhoff
Brackwede (WB). Kunst nicht nur in einer Galerie präsentieren, sondern auch dort, wo sie später einmal hängen oder stehen soll - dieses Ziel verfolgt Michael Speth, Inhaber des »Wohnstudios« am Südring in Brackwede. Seit vier Jahren gibt er Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke in einem »fertigen Umfeld« zu zeigen. »Die Kombination von Kunst und Wohnen erschließt andere Perspektiven«, sagt der Kunstförderer.

Drei Künstler sind zur Zeit bei ihm »zu Gast«. Barbara Davis (51) zeigt Collagen und Gemälde, Anton Klenovitz (58) will mit Glas-und Lichtobjekten Interessenten ansprechen, und Jutta Schlieckmann (50) ist mit ihren von der Jahreszeit unabhängigen Holzfiguren Dritte im Bunde. Die Exponate sind nicht etwa auf einer gesondert ausgewiesenen Ausstellungsfläche zu sehen, sie verstecken sich im Verkaufsraum, sind Teil der Möbelausstellung und entfalten ihre Wirkung eben in dem »wohnfertigen Umfeld«.
Alle drei Künstler sind bereits mit eigenen Ausstellungen an die Öffentlichkeit getreten. Die gebürtige Amerikanerin Barbara Davis, Mitglied im Herzebrocker Kunstverein »Gruppe 13«, wird im nächsten Monat in Israel ausstellen. Die 51-Jährige studierte Kunst in Kalifornien und lebt seit mehr als 20 Jahren in Deutschland. Von der Thematik her sind ihre Werke abstrakt, »haben aber doch eine bestimmte Symbolik, die sich auch in Farbkontrasten und Farbharmonien ausdrückt«. Als Vorlage ihrer Collagen dienen der Künstlerin »Situationen, Gegenstände und Menschen aus dem alltäglichen Leben«. »Eine Mischung aus allen Bereichen, zusammengestellt mit ungewöhnlichen Sachen«, erläutert die Künstlerin. Etwa wenn eine lose Folie mit abstrakten Zeichen die Mitte eines Acrylbildes ziert. »Durch Austausch erlebt der Betrachter ein ganz anderes Motiv.« Sie möchte erreichen, »dass der Interessierte in dem Bild einen Teil von etwas sieht, das größer ist als man selbst.«
Anton Klenovitz, aus Ungarn stammend und seit 30 Jahren in Deutschland ansässig, ist Autodidakt und ebenfalls Mitglied der Herzebrocker »Gruppe 13«. Beruflich hat er sich mit der Renovierung alter Gebäude befasst, konnte eigene Ideen einbringen und so die Objekte aufwerten. »Die Entwürfe für den Bau haben sich dann verselbständigt, ein Gefühl für Glas und Licht hat sich entwickelt.« Mit seinen Glas-Lichtobjekten will er Stimmungen, insbesondere Farbstimmungen, zaubern. Grundeinstellung des Künstlers: »Ich will nicht unbedingt zweckgebundenes Licht, meine Objekte gestalten Schatten.«
Als Ausgangssituation lässt sich der Künstler inspirieren von zufälligen Gegenständen des Alltags. Das kann einer alter Ziegelstein sein oder auch eine Plastiktasche. Nach Entwurfszeichnungen entsteht ein Modell, »das dann handwerklich umgesetzt wird in ein lebendiges Objekt für zu Hause.« Teile der Objekte sind beweglich, austauschbar. »Der Betrachter kann so seinen persönlichen Stimmungen nachgehen oder auch Jahreszeiten nachempfinden; er hat immer etwas Lebendiges«, sagt Klenovitz.
Jutta Schlieckmann, die ihre kreative Tätigkeit als Ausgleich zu ihrem schweren Beruf als Therapeutin in der Fachklinik für Suchtkranke sieht, führt ihr künstlerisches Talent auf die Großmutter, eine bekannte Malerin in Berlin, zurück. Sie übte verschiedene künstlerische Tätigkeiten aus. Seit drei Jahren beschäftigt sie sich mit figürlichen Holzarbeiten. Begonnen hat sie mit Engeln, dann entstanden Figuren zu bestimmten Anlässen wie Hochzeiten und Geburten, schließlich kamen Figuren hinzu, die den Jahreszeiten entsprechen.
Als Material für ihre ausgefallenen Holz-Kunstwerke verwendet Jutta Schlieckmann ausschließlich Mahagoni aus Plantagenanbau. Von der Idee bis zur Umsetzung ist viel Handarbeit notwendig: Das Rohprodukt Holz wird bearbeitet mit Hobel, Säge und Schmirgelpapier, erst dann erfolgt die »Krönung«: Die fröhlich wirkenden Figuren erhalten mit Pinsel und wasserfester Acrylfarbe ihr endgültiges Aussehen.
Die Ausstellung im »Wohnstudio« dauert bis Ende Februar. Sie ist zu den Geschäftszeiten (montags bis freitags, 10 bis 19 Uhr, samstags. 10 bis 16 Uhr) zu sehen.

Artikel vom 26.01.2005