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Plötzlich gilt Ratzinger
als Papst-Nachfolger

Selbst Kritiker trauen ihm den Stuhl Petri zu

Folgt er Johannes Paul II.? Kardinal Joseph Ratzinger schweigt zu den Gerüchten.

Rom (dpa). Als erste Zeitung von Rang stieg das amerikanische »Time Magazine« in das Thema ein: Jahrelang sei der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger als möglicher Papst-Nachfolger tabu gewesen. Das sei jetzt vorbei: »Die Ratzinger-Lösung ist in der Tat möglich.« Auch bei anderen scheint sich der Wind erheblich gedreht zu haben. Selbst einstige Ratzinger-Kritiker im Vatikan können sich den stramm Konservativen auf dem Stuhl Petri vorstellen - »keine Experimente«, heißt die Parole.
Als größte Empfehlung des Deutschen gilt ausgerechnet eine Eigenschaft, die ansonsten in der Welt eher als schwerer Nachteil bei der Besetzung hoher Ämter wiegt - sein hohes Alter. 77 Jahre alt ist der Präfekt der Glaubenskongregation, ideal für ein »Übergangspontifikat«, wie es unumwunden heißt. Ratzinger als »Zwischenpapst«?
Natürlich verlautet von Ratzinger keine Silbe. Seit Jahrzehnten ist Ratzinger engster Berater des Polen. Kaum jemand steht dem Papst näher, fast alle Weichenstellungen hat Ratzinger vorbereitet: Das Nein zu Frauenpriestern, die Ablehnung des gemeinsamen Abendmahls mit Protestanten, die starre Haltung in Sachen Sexualmoral.
Ohne Zweifel: Der deutsche Kurienkardinal und Dekan der Kardinäle gilt als einer der erfahrensten, einer der profiliertesten Männer der Kirche. »Wenn er spricht, wird zugehört, sein Wort hat Gewicht«, kommentiert ein Vatikan-Insider.

Artikel vom 24.01.2005