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El Kaida-Männer
planten offenbar
Anschläge im Irak

Iraker und Palästinenser in Haft

Karlsruhe (dpa/AP). Bei einer Razzia in Mainz und Bonn sind gestern am frühen Morgen zwei mutmaßliche Mitglieder der Terror-Organisation El Kaida festgenommen worden.

Dabei handelt es sich nach Angaben von Generalbundesanwalt Kay Nehm um einen 29-jährigen Iraker aus Mainz mit Kontakten zu El-Kaida-Chef Osama bin Laden. Er sollte in Deutschland »Märtyrer« für Anschläge im Irak rekrutieren sowie Geld und sonstige logistische Unterstützung beschaffen - darunter Nuklearmaterial. Er habe den zweiten Beschuldigten, einen 31 Jahre alten staatenlosen Palästinenser aus Bonn, im September des vergangenen Jahres für ein geplantes Selbstmordattentat im Irak gewonnen, erklärte Nehm gestern in Karlsruhe.
Nach Angaben der Bundesanwaltschaft stehen der 29-jährige Ibrahim Mohamed K., der seit 1997 mit Unterbrechungen in Deutschland lebt, und der mit einer Deutschen verheiratete Medizinstudent Yasser Abu S. im dringenden Verdacht der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung. Anschläge in Deutschland seien aber nicht geplant gewesen, sagte Nehm. Der 31-jährige Palästinenser sei 1996 in die Bundesrepublik gekommen.
Die beiden in Mainz vorläufig festgenommenen mutmaßlichen Terroristen werden heute dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt.
Nach den Erkenntnissen der Ermittler wollte K. für die Terrororganisation 48 Gramm hoch angereichertes Uran aus Luxemburg beschaffen. Das Material stellte Nehm zufolge aber keine unmittelbare Gefährdung dar.
Der 31-jährige S., der über einen ägyptischen Pass verfügt habe, sollte in den nächsten Tagen nach Ägypten reisen. Dort sollte er einen tödlichen Autounfall fingieren, so dass mehr als 800 000 Euro aus fünf auf ihn abgeschlossenen Lebensversicherungen ausbezahlt werden müssten. Das Geld aus dem geplanten Versicherungsbetrug sollte vornehmlich für den »Heiligen Krieg« Verwendung finden.
Nach den Worten Nehms war der seit 1997 in Deutschland lebende Iraker - ein abgelehnter, aber wegen der Gefahrenlage im Irak geduldeter Asylbewerber - schon vor dem 11. September 2001 sowie danach für ein Jahr in Ausbildungslagern der El Kaida in Afghanistan und beteiligte sich dort an Kämpfen gegen die US-Truppen. Dabei habe er Osama bin Laden sowie den mittlerweile inhaftierten Ramzi Binalshibh getroffen. Binalshibh soll Drahtzieher der Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon gewesen sein.
Die El-Kaida-Führung habe ihn von seinem ursprünglichen Plan, selbst den Märtyrertod zu sterben, abgebracht. Stattdessen sei er - da er sich mit Hilfe deutscher Reisepapiere in Europa frei habe bewegen können - mit Rekrutierung und Logistik betraut worden. Im September 2002 sei er nach Deutschland gereist, um Geld und sonstige logistische Unterstützung für El Kaida zu organisieren.
Die Polizei, die beide Beschuldigte seit längerem im Visier hatte, hat nach Angaben Nehms die Wohnungen der Beschuldigten in Bonn und Mainz sowie zwei weitere Wohnungen in Bonn durchsucht. Dabei sei umfangreiches Material - vor allem Computer - sichergestellt worden. Insgesamt seien 65 Beamte im Einsatz gewesen.
Bei dem Fall gibt es laut Bundesanwaltschaft offenbar keinen Zusammenhang zu dem Besuch von US-Präsident George W. Bush in Mainz am 23. Februar.

Artikel vom 24.01.2005