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Otto rodelt zum Rekordsieg

Seriensieger Demtschenko stoppt in Winterberg Dauerbrenner Hackl

Winterberg (dpa). 17 Jahre nach seinem ersten Weltcup-Erfolg ist Rodel-Dauerbrenner Georg Hackl auf seiner Lieblingsbahn in Winterberg nur von Seriensieger Albert Demtschenko ausgebremst worden.

Auf der Kunsteisbahn im Hochsauerland holte der Russe gestern seinen vierten Saisonsieg und sicherte sich damit vorzeitig den Sieg im Gesamt-Weltcup. »Da müssen wir uns bis Olympia Gedanken machen, wie wir ihn einholen können«, zeigte sich ein ansonsten zufriedener Hackl vom Russen beeindruckt. Der dreimalige Olympiasieger Hackl muss nach seinem zweiten Platz weiter auf seinen 34. Weltcup-Sieg warten.
»Es war eine absolut verheerende Woche«, atmete der Rodel-Routinier mächtig durch. »Diese Wetterverhältnisse liebt mein Schlitten nicht«, hatte Hackl am Freitag direkt nach seinem frühen Ausscheiden im Challenge Cup geklagt. Doch beim Weltcup-Rennen auf der Bahn, auf der er 1988 den ersten seiner 33 Siege einfahren konnte, machte der Schneefall Pause. Prompt fuhr der 38-Jährige im zweiten Lauf Bestzeit, doch Demtschenko rettete in 1:50,336 Minuten 98 Tausendstelsekunden Vorsprung ins Ziel. Der Russe blickte schon auf den Saisonhöhepunkt in einem Monat: »Ich hoffe bei der WM mindestens auf eine Medaille.«
Für den einzigen deutschen Sieg sorgte Sylke Otto. »Es ist nur eine Statistik, aber mit bisher 34 Siegen in meiner Karriere kann ich ganz schön stolz sein«, freute sich die Olympiasiegerin über ihren Rekorderfolg, mit dem sie den nicht mehr aktiven Österreicher Markus Prock und Hackl überholte. Doch nicht allein der Eintrag in die Rodel-Geschichtsbücher, sondern vor allem die Rückkehr zu alter Stärke ließ die Oberwiesenthalerin nach Monaten der Unsicherheit strahlen. »Ich fühle mich von Rennen zu Rennen wohler«, freute sich die 35-Jährige nach ihrem Sieg in 1:31,633 Minuten vor Dauer-Konkurrentin Silke Kraushaar.
Mit Platzierungen im Mittelmaß war Otto in die Saison gestartet, immer neue Rückschläge ließen Selbstzweifel wachsen. »Sie war schon ein wenig unser Sorgenkind«, gestand Bundestrainer Thomas Schwab. Doch mit dem Griff zum alten Schlitten kam für die 35-Jährige der Erfolg zurück, nun blickt Otto voller Vorfreude der WM in vier Wochen auf ihrer »Goldbahn« im Olympiaort Salt Lake City entgegen: »Da habe ich ja wunderschöne Erinnerungen dran.«
Am liebsten vergessen hätte Weltcup-Spitzenreiterin Barbara Niedernhuber das Weltcup-Wochenende. »Regulär war das nimmer mit dem Schnee«, schimpfte die Oberbayerin nach ihrem vierten Platz. »Nun wird es ganz eng«, beschrieb Niedernhuber das Wimpernschlag-Finale bei den Frauen: Vor dem letzten Rennen in zwei Wochen auf der neuen Olympiabahn von Turin trennen Niedernhuber und Kraushaar zehn Punkte.
Dank einer Auszeit von André Florschütz und Torsten Wustlich (Friedrichroda/Oberwiesenthal) geht es bei den Doppelsitzern ähnlich knapp zu: Die Italiener Christian Oberstolz/Patric Gruber gewannen in 1:30,376 Minuten, das deutsche Duo kam auf Platz vier und musste die Weltcup-Führung an die Sieger abgeben. Doch trotz des Rückstandes von 21 Punkten geben sich die Ex-Weltmeister vor dem Saisonfinale kämpferisch. »Wir greifen an und geben alles«, sagte Florschütz.

Artikel vom 24.01.2005