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Mit »Herzblut« und Stehvermögen

Handball-Regionalliga: HSG Bielefeld - TV Wermelskirchen 31:26 (14:9)

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Mit stehenden Ovationen in der Schlussminute verbeugten sich die Sympathisanten der HSG Bielefeld vor der kämpferischen Topleistung ihrer Mannschaft. Der stark dezimierte Vorletzte zeigte dem Tabellendritten Wermelskirchener TV nach rechtzeitiger Steigerung absolut verdient dessen Grenzen auf und feierte mit 31:26 (14:9) einen eminent wichtigen Heimerfolg.

»Das waren 60 Minuten Dauerschmerz«, ächzte Carl-Moritz Wagner, den seit Wochen die linke Schulter zwickt. Angesichts eines »super-wichtigen Sieges« strahlte der Kreisläufer: »In der Seidensticker Halle sind wir einen Deut besser«. Basis war die stabile Deckung, die durch Balleroberungen »schnelle Treffer« ermöglichte. »Überleg' mal, wann haben wir zuletzt 26 Gegentore kassiert?«, fragte Wagner. Die Antwort: Am 16. Oktober 2004, beim 21:26 in Korschenbroich.
Neben Heiko Holtmann auf der Bank hockte ein alter Bekannter: Kumpel Heiko »Scholle« Ruwe (zuletzt TuS Spenge II, Spielerpass vorhanden) sollte für den Fall coachen, dass Holtmann sich hätte einwechseln müssen. Das trat nicht ein, wenngleich der Handball-Regionalligist mehr und mehr einem Feldlazarett ähnelt. Zu den Langzeit-Ausfällen Starck/Stühmeyer/Husemann gesellt sich seit Freitag auch noch Linksaußen Johannes Schraps (vorderes Kreuzband gerissen). Aufgrund einer Wadenverhärtung spürte ebenso Dennis Gote bei jedem Sprung Schmerzen. Vielleicht der Grund für seine hohe Fehlerquote in den Anfangsminuten.
Wermelskirchen zog so rasch auf 3:0 (4.) und 7:4 (12.) davon. Es folgte die Phase, die WTV-Coach Ole Hölzel später als »Knackpunkt der Partie« bezeichnete. Derweil sein Team sich an der beweglich-aggressiven HSG-Abwehr sowie einem sicheren Torhüter »Basti Fantasti« Knop dahinter - zwei Dutzend Paraden - die Zähne ausbiss und zwischen der zwölften und 23. Minute ohne jeden Torerfolg blieb, übernahmen die Bielefelder die Initiative.
Vom Siebenmeterpunkt stellte Michael Boy das erstmalige Unentschieden her (7:7, 18.). Lars Deppe eroberte die Führung (20.), die fortan nicht mehr abgegeben werden sollte. Zur Pause schwoll das Polster nach einem schönen Volmer-Gegenstoß bis auf 14:9 an. Nur sieben Feldtore hatten die Hausherren bis dato zugelassen.
Mit einem tollen Stehvermögen vertrieb der Gastgeber das Bangen in den Mienen der HSG-Fans. Zwar konnte Wermelskirchen in der 52. Minute erstmalig wieder auf zwei Tore verkürzen (52.), doch Mylius und Boy hatten darauf die richtige Antwort parat. Auch ein Gegentor in doppelter HSG-Überzahl sowie das 25:27 100 Sekunden vor dem Abpfiff steckte das wackere Kellerkind weg. Mylius und Volmer zum 29:25 beseitigten die letzten Zweifel.
»Wir sind dem Rückstand hoffnungslos hinterhergelaufen, hätten noch zehn Stunden spielen können und nicht gewonnen. Aber diese Niederlage wirft uns nicht um«, meinte Ole Hölzel angesäuert und gratulierte seinem Pendant Heiko Holtmann herzlich. »Bielefeld hat mit Herzblut dagegen gehalten«.
Nach »hypernervösem Beginn« sah Holtmann knallharte Argumente, seinen Jungs »ein Riesenkompliment« zu gewähren. Neben Bastian Knop (»Hervorragend aufgelegt«) und Marcel Volmer (»Schöne Gegenstoßtore«) würdigte der HSG-Coach auch Carl-Moritz Wagners Abwehrleistung (»Er hat die Passwege eng gemacht«) ausdrücklich.
Holtmann mahnte freilich, dass dieser Sieg (»Mit dieser kämpferischen Leistung werden wir es schaffen, da unten rauszukommen«) kein Grund zum Ausruhen sei. Die HSG durfte sich als ein großer Sieger des 17. Spieltages fühlen, rangiert mit nunmehr 13:21 Zählern hier den punktgleichen Eintracht Hagen und Borussia Mönchengladbach auf Position 14. Vom einstelligen Tabellenbereich trennt die HSG bloß ein Sieg.
HSG Bielefeld: Knop/Timmer (ein 7m) - Glüer (2), Mylius (10/2), Deppe (2), Schraps (n.e.), Volmer (4), Boy (6/2), Wagner (1), Gote (5).
Der Spielfilm: 0:3 (4.), 3:4 (8.), 3:7 (12.), 8:7 (20.), 10:7 (23.), 12:8 (26.), 14:9 (30.), 16:10 (32.), 18:12 (37.), 19:14 (42.), 20:17 (46.), 23:21 (52.), 25:22 (55.), 27:25 (59.), 31:26 (60.).
Schiedsrichter: Holger Kleffmann/Lars Wunderlich (Hüllhorst).
Zuschauer: rund 200.
Das nächste Spiel: Leichlinger TV - HSG Bielefeld (Sa., 29.1., 18.15 Uhr, Sporthalle Hauptschule).

Artikel vom 24.01.2005