22.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Viele Orte ohne
eigene Poststelle

»Kündigungswelle stoppen«

Von Ernst-Wilhelm Pape
Stemwede (WB). Die Deutsche Post will in diesem Jahr 1000 Filialen und Agenturen in kleinen Orten schließen, die weniger als 2000 Einwohner haben.

Nach Angaben von Postsprecher Jürgen Blohm werde auch privaten Agenturnehmern gekündigt, die noch vor zwei Jahren einen Neuvertrag unterschrieben haben.
Der Postagenturnehmerverband Deutschland (Pagd) kritisierte, dass die jetzt gekündigten Agenturnehmer auf eine langjährige Zusammenarbeit mit den Post gesetzt und daher 2003 den Neuvertrag mit einer Reduzierung von 35 Prozent der Einkünfte unterschrieben hätten. Am Freitag hätten zum Beispiel Inhaber von elf Agenturen im Weseremsland in Niedersachsen die Kündigung zum 31. Juli 2005 erhalten. »Uns steht eine Kündigungswelle bevor,« sagte Rolf Schönenberg, NRW-Landesvorsitzender des Pagd.
Die Deutsche Post müsse als börsennotierte Aktiengesellschaft den berechtigten Anforderungen und Erwartungen der vielen Aktionäre, die ihr Geld in das Unternehmen investiert haben, gerecht werden, heißt es in den Kündigungsschreiben. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen werde daher die Anzahl der Filialen von 13 000 bis Ende 2005 auf die vorgegebene Mindestzahl von 12 000 reduziert.
Auch Postagenturen in größeren Orten würden aufgegeben, sagte Schönenberg. Die Post könne als Ersatz so genannte Postservice-Stellen einrichten, deren Öffnungszeit nur ein bis zwei Stunden am Tag betrage. Diese Service-Stellen könnten in jeder Besenkammer eingerichtet werden.
Thomas Griese, Staatssekretär im NRW-Verbraucherschutzministerium, hat die Post bereits aufgefordert, die Kündigungswelle zu stoppen, da besonders der ländliche Raum betroffen sei. Nach den jetzigen Bestimmungen sei eine bedarfsgerechte Versorgung ländlicher Gemeinden nicht gewährleistet, sagte Griese dieser Zeitung. Als Beispiel nannte Griese die Schließung der Agentur im Ortsteil Levern der Gemeinde Stemwede (Kreis Minden-Lübbecke). Obwohl der Ortsteil 2362 Einwohner habe, gebe es keine Post mehr, da nicht ausreichend Einwohner in zusammenhängend bebauten Gebieten gemeldet seien. Griese: »Die Post darf nicht einfach Personen abzählen. Sie muss auch die Wirtschaftskraft in den Orten berücksichtigen.«

Artikel vom 22.01.2005